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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
74. Jahresband.1994
Seite: 653
(PDF, 127 MB)
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insbesondere Großbritannien, zu oft an.
Niemand hätte wohl von ihm verlangt, die
Preußen zu loben (S. 55), den „Kaiser und
höchsten Kriegsherrn" zu preisen (S. 36)
oder jenen Teil der sozialdemokratischen
Reichstagsfraktion zu kritisieren, der weitere
Kriegsgelder verweigerte (S. 39).
Man kann sich wohl kaum vorstellen,
Hansjakob könnte Worte wie „ich bin nun
doppelt sicher, daß wir siegen werden.
Das walte Gott und unser gutes Recht, das
Recht auf Notwehr!" (S. 67) geschrieben
haben, um listig zu verhüllen. Man möge
auch bedenken: Hansjakob wollte mit seiner
Schrift auf viele Leserbriefe antworten
, die ihn um seine Meinung über den
Krieg gebeten hatten, und er mußte davon
ausgehen, daß seine Gemeinde glaubte,
was er schrieb; die hohe Auflage beweist,
er wollte viele Menschen erreichen.
Über weite Strecken hat man den Eindruck
, Hansjakob kümmerte die theologische
Dimension der Probleme weitaus
mehr als die politische. Krieg ist Natur,
antwortet er auf eine Frage der Fische,
aber bei den Menschen anders als bei den
Meeresbewohnern als Folge des Sündenfalles
. Er zitiert aus der Völuspä, der altgermanischen
Dichtung: Durch den Eidbruch
der Asen kam der Krieg in die Welt
und wiederum Eidbruch. Dieses Böse erscheint
für Hansjakob in der geschichtlichen
Wirklichkeit als Zerfall der frühen
Einheit aller Menschen in Nationalstaaten
(S. 18), als Großkapitalismus (S. 30 f.) und
besonders als Vernunftsglaube der Aufklärung
(S. 70). denn der hat Gott abgeschafft
und an seine Stelle das Streben
nach Glück gesetzt. Die daraus entspringende
Kultur. Zivilisation und Bildung, der
Wunsch nach Daseinssicherung und Lebensgenuß
führt nach Meinung des Dichters
zur rücksichtslosen Selbstsucht. (S. 71)
Der gläubige Mensch Hansjakob sieht nur
eine Rettung: Nach Christi Lehre leben.
„Alle Kreatur sehnt sich nach Erlösung."
(S. 46, 58) Jener, der politisch analysiert,
wird sich damit nicht zufrieden geben
wollen.

Herausgeber und Verlag muß man sehr
danken, daß sie diese kaum mehr greifbare
Schrift wieder auf den Markt gebracht
haben. Wolfgang Winter, der den Text
sorgfältig betreut hat, betont den pazifistischen
Grundcharakter der Abhandlung,
indem er nicht nur eine Sammlung von
Stellungnahmen gegen den Krieg in Versen
und Prosa im Anhang folgen läßt,
sondern auch zwei von ihm selbst geschriebene
Aufsätze „Heinrich Hansjakob
ein Pazifist" und „Zur Geschichte der
Friedensbewegung". Karl Maier

Manfred Hildenbrand: Heimatliebe
und Sozialismus. Wilhelm und Ernst
Engelberg aus Haslach im Kinzigtal.
In: Allmende 38/39, 13. Jahrgang 1993

Der Titel des Aufsatzes läßt auf den ersten
Blick eine Verteidigung gegen den bösen
Vorwurf der „vaterlandslosen Gesellen"
erwarten. Aber Hildenbrands Begriffe
gehören ins Lokale und Private und bezeichnen
in der biographischen Abhandlung
Motivationen, die das Dasein zweier
Haslacher Bürger ganz wesentlich mitbestimmten
. Wilhelm und Ernst Engelberg,
Vater und Sohn - ihr Vorfahr hatte sich
1796 im Städtchen niedergelassen - traten
beide früh in ihrem Leben einer sozialistischen
Partei bei. Wilhelm der SPD, Ernst
der KPD, und hielten den einmal gewählten
Zielen die Treue.

Wilhelm, Buchbinder, Buch- und Schreibwarenhändler
, vertrat in der bewußten
Tradition der Revolution von 1848 linksliberale
und pazifistische Ideen, die er auch
in seiner eigenen Lokalzeitung, der
„Schwarzwälder Volksstimme", verbreitete
. Er gründete den Ortsverein der SPD in
Haslach, begrüßte 1918 begeistert die Republik
und bekämpfte den aufkommenden
Nationalsozialismus. Nach 1933 blieb er
wie viele seiner Gesinnungsgenossen ohne
Wirkungsmöglichkeiten. Seine Heimatliebe
äußerte sich vielfältig: Er dramatisierte
Hansjakobs Erzählungen „Der
Vogt auf Mühlstein" und „Der Leutnant

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