http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1995/0345
„'S Choris - Kinder sin halt immer kurz g'halte wore
un streng."
Erinnerte Kindheit im Mittleren Schwarzwald 1900-1930
Dokumentation einer Ausstellung im
Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach
Inge Jockers
In der Art und Weise, wie Kinder aufwachsen, erzogen und beachtet werden
, läßt sich viel über die Denk- und Lebensweise der jeweiligen Erwachsenenwelt
erschließen. Um einen Zugang zum bäuerlichen und kleinbäuerlichen
Leben zu gewinnen, bietet sich so eine Betrachtung der ländlichen
Kindheit an.
Aus diesem Grund fiel mein Entschluß, eine Ausstellung über die bäuerliche
Kindheit im Schwarzwälder Freilichtmuseum zu zeigen. Es erwies
sich bald als schwierig, Objekte, schriftliche Quellen oder bildliche Dokumente
zu diesem Thema zu finden. Meistens stammen Informationen darüber
von Personen, die ländliche Kindheit mit verklärtem Blick idealisieren
oder aus städtisch-bürgerlicher Sicht kritisierten. So entschied ich
mich, die Darstellung auf den Zeitraum 1900 bis 1930 zu konzentrieren
und hierzu Zeitzeugen zu befragen.
Die Vorgehensweise und Erfahrungen, die ich hierbei machte, sowie ein
Überblick über die erhaltenen Ergebnisse werden im folgenden Bericht
vorgestellt. Er könnte als Anregung für ähnliche Projekte dienen.
Mündliche Befragungen
Die mündliche Befragung von Zeitzeugen eignet sich zur Erforschung der
Geschichte derjenigen, deren Alltagsleben weder von ihnen selbst noch von
anderen in irgendeiner Weise dokumentiert wurde. „Solche Durchschnittsgeschichten
, Alltagserfahrungen und -gewohnheiten sind nur in den Köpfen
dieser Erzähler aufgehoben und nur mit deren Hilfe rekonstruierbar."1
Im Untertitel hieß die Ausstellung „Erinnerte Kindheit". Damit wird darauf
verwiesen, daß die dargebotenen Inhalte Ergebnisse subjektiver Erinnerungen
sind und somit geprägt von dem jeweiligen Erzähler oder der Erzählerin
und deren Erinnerungen. „Es gibt keine objektive Erinnerung.
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