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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 70
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Das Relikt hat die Gestalt eines großen Küchenmessers, in das beidseitig
mehrere geometrische Linien eingraviert sind. Seine Kanten sind nach allen
Seiten leicht abgerundet und verbieten schon allein aus diesem Grund
eine profane Benutzung. Dazu kommt noch, daß der Hersteller ein relativ
weiches Material verwendet hat.

Das Steinmesser war außerdem wegen seiner geringen Materialstärke
morsch und bröckelig. Dies läßt den Schluß zu, daß es sehr lange in der
Erde lag. Aus all diesen aufgeführten Symptomen darf weiter geschlossen
werden, das Relikt gehört mit großer Wahrscheinlichkeit der Mittelsteinzeit
an15.

Ähnliche Relikte aus der Mittelsteinzeit lassen sich auch in anderen Teilen
der Welt, so zum Beispiel im Hinteren Orient, zurückverfolgen und sind
vor allem aus Frankrech vielfach schon länger bekannt. Ihre Eingravierun-
gen sollen dort hauptsächlich Informationen aus der Astronomie, wie zum
Beispiel Mondphasen u.ä., enthalten. Sie wurden wahrscheinlich bei kultischen
Handlungen als Zaubermittel verwendet. Aus diesem Grund werden
sie auch zu Recht als Kultmesser oder Zauberstab angesprochen16.

Demnach handelt es sich bei dem Steinmesser wahrscheinlich um ein ähnliches
Objekt. Es lag bei weiteren Relikten, die später mit der Verfüllung
wieder in den Graben gelangt sein dürften. Auch das vermutliche Kultmesser
wäre der Erde wieder zurückgegeben worden, wenn es nicht dank seiner
Form und den Eingravierungen besonders abgehoben hätte. Sollte sich
die Vermutung bestätigen, dann würde es auch mit diesem Fund gelingen,
in dieser Gegend des Schwarzwalds Menschen in der Mittelsteinzeit nachzuweisen17
(Abb. 5).

Welschensteinach. Beim Pilzsammeln hat Hans Dieterle im September
1976 an einem bewaldeten Hang im Gewann Birlinsbach eine gut gearbeitete
Steinklinge gefunden. Sie steckte nur wenig in der Erde und fiel durch
ihre helle Farbe und durch ihre Form auf. Sie scheint durch eine Planierraupe
aus der Sohle eines neu angelegten Schleifwegs geschoben worden
zu sein und lag auf dem Rand im Hangschutt. Der Fundplatz liegt nur wenige
Meter unterhalb eines alten Pfads, dem sogenannten „Prinzbacher
Dich", und unweit einer schwachen Bergdruckquelle. Die Quelle mag in
der Frühzeit stärker geflossen sein und wäre dann ein Grund für den Aufenthalt
steinzeitlicher Menschen gewesen.

Bei dem Relikt handelt es sich um eine beige Jaspisklinge, die ähnlichen
Artefakten der Mittelsteinzeit entspricht. Die Randpartien sind messerscharf
. Eine Längsseite und die Klingenspitze wurden anscheinend von

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