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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 228
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0228
Inzwischen hatte man in Offenburg Gegenmaßnahmen eingeleitet: Unter
der Leitung von Oberamtsrat Kleinbrod setzte sich eine etwa 150 Mann
starke österreichische Infanterie von Offenburg aus in Marsch und erwartete
das „herankommende Getümmel" unterhalb von Appenweier. Eine herausragende
Vermittlerrolle übernahm nach Franz Ignaz Geck der Sekretär
der Landvogtei Ortenau, Bernhard Schmiderer, der „die erhitzten
Gemüther zu beruhigen suchte und unter gutem Rath, daß auf friedlich anzubringende
Art mehr zu gewinnen (sei) als durch weiteres rohes Benehmen
". Schmiderers Initiative hatte vermutlich Erfolg, denn Oberamtsrat
Kleinbrod verhandelte schließlich mit den Anführern des Protestzuges unter
einem Baum zwischen Appenweier und Zimmern und konnte, nachdem
die Beschwerden zu Protokoll gegeben waren, bewirken, daß „der Spektakel
auseinander ging und jeder wieder den Weg ging, wo er hergekommen"2.

Nachdem der skizzierte Protestzug offensichtlich zu Ende gegangen war,
sah man sich im Oberamt der Landvogtei Ortenau genötigt, den Vorfall
nach Wien zu melden. Dort wurde alsdann beschlossen, „6000 Mann Mili-
tair in die Ortenau als Exekution zu beordern", die jedoch aufgrund folgender
behördlicher Intervention verhindert werden konnte:

Der in Freiburg residierende vorderösterreichische Regierungspräsident
von Greiffenegg entschloß sich zu einer Inspektionsreise in die Landvogtei
Ortenau, wobei er auch nach Achern, Oberachern und Fautenbach kam,
nachdem zuvor 12 Vorgesetzte aus dem Gerichtsbezirk Achern im Oberamt
der Landvogtei in Offenburg „gute und bessere Besinnung und Gesinnung
der Bürger" versichert und „persönliche Bürgschaft unter eigener
Verantwortlichkeit" geleistet hatten. Der Freiburger Regierungspräsident
zeigte sich erfreut über die im Gerichtsbezirk Achern vorherrschende Einsicht
, die in einem Protokoll festgehalten wurde, und vertrat die Auffassung
, aufgrund seiner Intervention in Wien werde von Seiner Majestät dem
Kaiser „gewiß Alle Verzeihung kommen"3.

Hinter dem wohlwollenden Verhalten der kaiserlichen Behörden im Sommer
und Herbst 1789 stand zweifellos die Erkenntnis, daß das Aufbegehren
in der Reichslandvogtei Ortenau aus einer allgemeinen Unzufriedenheit
der Bevölkerung resultiere, die man nicht einfach übergehen dürfe,
wenn man künftig größere Schwierigkeiten vermeiden wolle4.

Welcher Art diese allgemeine Unzufriedenheit war, ergibt sich unmißverständlich
aus den vom Gerichtsbezirk Achern an die höheren herrschaftlichen
Verwaltungsstellen in Offenburg und Freiburg gerichteten Beschwerdepunkte
, die darüber hinaus dem historisch Interessierten ein relativ genaues
Bild der jeweiligen Gemeinde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
vermitteln.

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