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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 242
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oder Kronenwirts nach Offenburg verbracht. Von dort setzten sie ihren
Weg in die Heimat - keineswegs zu Fuß - fort; sondern benützten wiederum
ein Gefährt und später die Eisenbahn".

Wie in den Willstätter Flößerzunftakten12 nachzulesen ist, bestand die
Willstätter Flößergilde aus 12 Mann und einem Ersatzmann. Die Mannschaft
war ursprünglich in Gruppen zu 4 Mann und mit einem Ersatzmann
eingeteilt und kam abwechselnd zum Einsatz. Da aber 4 Mann bei der
ständig an Größe zunehmenden Flöße im 19. Jahrhundert nicht mehr ausreichten
, teilte man ab 1848 die Mannschaft in Gruppen zu je 6 Mann mit
einem Ersatzmann ein. Aus dieser Einteilung läßt sich schließen, daß die
Länge der ankommenden Flöße in Willstätt um 800 Fuß = 240 m einzuschätzen
war mit einer Besatzung von 5 bis 8 Flößern und ein bis zwei
Sperren.

Die Willstätter Flößer hatten allein das Recht, durch das Willstätter Wehr
zu flößen. Sie führten die Flöße bis Kehl, mitunter auch bis Steinmauern.
Jeder Flößer betrieb noch ein Handwerk oder zumindestens etwas Landwirtschaft
. Die Mitgliedschaft in der Flößerzunft konnte vom Vater auf den
Sohn vererbt werden, Neueintretende mußten sich einkaufen13.

Die Durchfahrt eines Floßes durch das Willstätter Wehr gestaltete sich jeweils
zu einem besonderen Ereignis im Dorfe, besonders für die Jugend.
Der Willstätter Heimatdichter Johann Jockers, der die Flößerei noch erlebt
hatte, schilderte dieses Ereignis oft in seinen Bekanntenkreisen und in heimatkundlichen
Beiträgen unserer Lokalzeitungen14. Die Willstätter Flößer
bauten zusätzlich in jedes Floß eine Sperre. Den Sperrstümmel, ein Rundholz
von ca. 20 cm Durchmesser und etwa 4 m Länge, brachte der Knecht
des Adler- oder Kronenwirts zum „Flößermättel" oberhalb Willstätt. Nachdem
der Sperrstümmel eingebaut war, wurde das Floß in der hochgestauten
Kinzig bis vor das Wehr gefahren. Der Teichmeister öffnete die große
Stellfalle (Schleuse) und mit dem rasch abfließenden Wasser setzte sich
das Floß in Bewegung. Dabei hatte der Steuermann (Rudermann) auf dem
Kopf des Floßes die Hauptverantwortung. Der Floßkopf tauchte in die aufspritzende
Wassermasse, der Ruderer konnte sich nur mit Hilfe einer Weidenrute
, die am Floß befestigt, über Rücken und Achsel gezogen mit einer
Hand festgehalten wurde, absichern, bis der Floßkopf wieder auftauchte.
Meistens stand der Ruderer für kurze Zeit bis zum Leib im Wasser. Sobald
die reibungslose Durchfahrt gesichert schien, ertönte das Kommando:
„Hau d' Wid!". Daraufhin durchhieb der Sperrknecht das Weidengeflecht
um den Sperrstümmel; dieser sprang hoch und wurde später wieder aufgefischt
. Nicht immer erfolgte die Durchfahrt reibungslos, und manchmal
kam es vor, daß ein Floß „verhuddelte", anstieß und auseinanderriß; das

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