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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 245
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0245
Kehler Flößerzunft

In Kehl stellte man auch Flöße nach Straßburg zusammen. Nachdem man
mit den Straßburger Handelsleuten einig geworden war, verbrachte man
die für Straßburg bestimmten Flöße bis zur Kinzigmündung. Bei günstigem
Wasserstand setzten die Flöße von dort über den Rhein, andernfalls
zogen Pferde das Floß rheinaufwärts in den Floßhafen am Rhein, etwa
unterhalb des E-Werkes im heutigen Hafenbecken 1. Von dort ging es
nochmals mit Pferden rheinaufwärts, bis das Floß über den Hauptarm des
Rheines setzte. Die Pferde wurden mit Nachen übergesetzt und das von der
Strömung abgetriebene Floß von Pferden wieder gezogen bis zur Einfahrt
in den kleinen Rhein. Von dort gelangten die Flöße durch eine Schleuse in
das sogenannte „Bassin", wo die Hölzer verhandelt wurden. Ein Teil davon
gelangte sogar über den Rhein-Marne-Kanal bis nach Paris. Man sprach
von „Pariser Flößen", diese waren nach den Kanalschleusen genau abgemessen
und wurden von 2 Mann nach Paris gezogen. Zum Leidwesen der
Kehler Holzhändler kam das Geschäft mit Paris 1876 zum Erliegen, weil
der Zollsatz für „Pariser Holz" so hochgesetzt wurde, daß sich der Handel
nicht mehr lohnte18.

Ein Teil der noch vorhandenen Aufzeichnungen19 über die Flößerei auf
der Kinzig gibt Zeugnis von den dauernden Streitigkeiten der Flößer
mit den Mühlen- und Sägewerksbesitzern. Dabei spielte das Verhalten des
„herrschaftlichen Teuchmeisters" (Deichmeister) eine besondere Rolle. Er
verwahrte die Schlüssel zu den Stellfallen des Wehres und konnte je nach
Gunst das Öffnen des Wehres um Stunden verzögern. Dabei wird die
Freigiebigkeit des betreffenden Floßherren bestimmt eine Rolle gespielt
haben.

War das Wehr geöffnet, so floß das gestaute Wasser in kurzer Zeit ab, und
es ging oft Stunden, wenn nicht einen ganzen Tag, bis das Wasser wieder
nachgeflossen war. Während dieser Zeit lagen die mit Wasserkraft getriebenen
Mühlen und Sägewerke still.

Auch die Fischer waren den Flößern nicht wohlgesonnen und hatten für
dieses Verhalten ihre Gründe, denn jedes Floß wühlte durch das Bremsen
mit dem Sperrstümmel den Boden des Wasserlaufes auf und zerriß ausgelegte
Netz- und Warzloffen.

Das Protokollbuch der Willstätter Flößerzunft beginnt im Jahre 1757 und
endet im Jahre 1887. Das letzte Floß kam nach diesen Aufzeichnungen im
Jahre 1896 über die Kinzig. Die Eisenbahn hatte die Flößerei endgültig abgelöst
. Durchschnittlich kamen bis zum Bau der Eisenbahn 140 Flöße jähr-

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