Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 255
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0255
faßt. Zum einen ist ein Steinsarg mit der Aufschrift St. Lendlin zu erkennen
, um den betende und opfernde Pilger versammelt sind. Die Verehrung
findet also in Münchweier statt. Zum anderen aber sind auch die Wasserquellen
des Landelinsbrunnens von Ettenheimmünster mit zwei Heilung
suchenden Frauen vorhanden. Durch die Überschrift „Heilige(r) Herr S.
Lendlin zu(o) Nun(n)ewier im Bryßgou - b(itt) G(ott) (f)ür u(ns)" wird
dann allerdings Münchweier wieder ganz besonders hervorgehoben18.

Die Bedeutung von Münchweier als früher Wallfahrtsort wird auch durch
eine Urkunde von 1495 unterstrichen, mit der Kaiser Maximilian L dem
Kloster das Recht bestätigte, am Landelinstag in Münchweier einen Jahrmarkt
abzuhalten. 1498 kam am Markustag noch ein Jahrmarkt im „dorf
Münchweyer" dazu, und 1502 ein weiterer Wochenmarkt. Erst 1687 wurden
mit Erlaubnis von Kaiser Leopold die Jahr- und Wochenmärkte mit
Ausnahme des Marktes am Markustag nach Ettenheimmünster verlegt19.

Der Holzschnitt des ausgehenden 15. Jahrhunderts mit dem nachdrücklichen
Hinweis auf Münchweier als dem „eigentlichen" Landelinus-Wallfahrtsort
ist möglicherweise eine Reaktion auf die allmähliche Verlagerung
der Landelinusverehrung von Münchweier nach Ettenheimmünster20, eine
Entwicklung, die spätestens zu Beginn des 17. Jahrhunderts weitgehend
vollzogen ist. Dies ist aus den in der Historia de vita et martyrio S. Landelini
(1621) von Pater Martin Stephan21 abgedruckten Wunderberichten ersichtlich
. Die seit 1608 von ihm ausgewählten Heilungen fanden alle in Ettenheimmünster
„ad templum S. Landelini", „ad Basiiicam S. Landelini
Martyris", „ad fontes" oder „ad S. Martyris locum" statt. Nur ein aus älteren
Berichten übernommenes Wunder ereignete sich danach in Münchweier
„ad S. Landelini sepulchrum".

Der Kult des hl. Landelin in Münchweier kam allerdings noch lange nicht
völlig zum Erliegen. Sonst hätte Abt Kaspar Geiger wohl kaum im Jahre
1624, ein Jahr nach seinem Amtsantritt, eine neue Grabplatte22 mit dem
Bildnis des Heiligen für die Grabeskirche in Münchweier anfertigen lassen
. Ablaßbriefe für die „Pfarrkirche des hl. Landelin in Münchweier"
wurden noch 1707, 1714 und 1722 ausgestellt. 1797 beantragte der Pfarrer
von Münchweier bei der Straßburger Kirchenbehörde in Euenheim, wo seit
1790 Kardinal Rohan, der letzte Straßburger fw'mbischof residierte, die
Genehmigung einer Wallfahrt nach Ettenheimmünster23. Auch das 1734
für Münchweier gemalte Votivbild, auf dem auch die Grabeskirche zu sehen
ist, läßt auf eine fortgesetzte Verehrung in Münchweier schließen24.

Für die beginnende Verlagerung nach Ettenheimmünster spricht dann wieder
die prachtvolle Landelinsbüste, die Abt Laurentius Effinger 1506 her-

255


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0255