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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 262
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Doch die Truppen Mirabeaus nahmen daraufhin, ohne daß das Kloster sich
wehren konnte, das Haus gewaltsam in Besitz59.

Auf Verlangen des Kardinals mußte das Kloster das Badhaus immer wieder
den Truppen Mirabeaus als Winterquartier oder als Lazarett zur Verfügung
stellen. Es ist klar, daß die Räumlichkeiten von den Soldaten nicht
gerade pfleglich behandelt wurden, was dann auch in der Klosterchronik
seinen Niederschlag fand. Dort ist für das Jahr 1791 vermerkt: „Weil das
Bad aber sehr garstig aussah von so vielen Leuten, und alle Badstuben zu
Küchen gemacht worden", mußte das ganze Bad geweißelt werden60.

Als sich das Kloster im Januar 1792 wieder weigerte, Emigrantentruppen
im Badhaus aufzunehmen, dieses Mal sollten es Soldaten des Prinzen von
Conde sein, mischte sich Kardinal Rohan erneut massiv ein und ordnete in
einem Schreiben an Prior Häußler die Einquartierung an. Dabei berief sich
Rohan geschickt auf die eingangs zitierten Regeln des Ordensgründers61
und übte, nicht ohne Erfolg, moralischen Druck auf die Mönche aus. Die
von Rohan vorgeschlagene Vorgehensweise, nämlich das ganze Kapitel zur
Entscheidung zusammenzurufen, war offenbar klug durchdacht, denn so
konnte der rhetorisch geschickt abgefaßte Brief seine Wirkung nicht verfehlen
. Er argumentierte, daß Badhäuser zum öffentlichen Gebrauche dienten
und daß jeder daran ein gleiches Recht habe. Das Kloster müsse, wenn
es um die Ausübung der Gastfreundschaft ginge, ein gutes Beispiel geben.
Und er fuhr fort: „Eine Verweigerung derselben ist eine Verletzung der Religion
und der Menschlichkeit. Eure heiligen Stifter haben auch solche
zum besonderen Gesetze gemacht. (. . .) Die heiligen Stifter haben auch
nirgends gesagt, daß sie davon dispensirten, sobald eine Gefahr dabei wäre
."

Nach dieser moralischen Lektion und unter erzwungener Berücksichtigung
der Regeln des hl. Benedikt teilte Prior Arbogast Häusler dem Kardinal
umgehend den Beschluß des Kapitels mit, „daß sich dasselbe zur Gnade
rechne, Euer hochfürstlichsten Durchlaucht durch Willfahrung höchst dero
Ansuchens seine tiefste Devotion bezeugen zu können"62.

Im Winter 1793/1794 wurde das Kloster erneut bedrängt, verwundete und
kranke Soldaten Mirabeaus aufzunehmen und das Badhaus in ein Spital
umzuwandeln. Diesmal brachten die Soldaten das ansteckende Fleck- oder
Faulfieber mit sich. Bald drang aus dem Badhaus ein abscheulicher Geruch
, der sich bis zum Kloster ausbreitete. Daraufhin wurde das Bad täglich
ausgeräuchert. Da zu viele Soldaten an dieser Krankheit starben und
auf dem Friedhof kein Platz mehr war, mußte auf der Wiese unterhalb des
Badhauses ein besonderes Feld als Friedhof eingeweiht werden63.

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