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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 286
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wird durch die kath. und ev. Kirche überzeugend vertreten. Eine weitere
Repräsentantin, in Gestalt einer deutschkath. Kirche, ist nicht nur überflüssig
, sondern schädlich, weil sie die beiden traditionsreichen Kirchen
schwächt.

Zwiespältiges Verhältnis zur Religionsfreiheit

Die Zuhörer hätten gerne gewußt, wie Büß es mit der Gewissens- und Religionsfreiheit
als Politiker hält. Zwar stellte er dieses Grundrecht nicht
ausdrücklich in Frage. Aber er verschob einfach die Fragestellung, wenn er
ausführte, das Gewissen fühle sich gegenüber dem Anspruch, das Gute zu
tun, nicht frei. Auch in religiöser Hinsicht sei der Mensch nicht frei. In
jeder religiösen Entscheidung folge er unweigerlich der religiösen Faszination
. Er selbst sei begeistert vom christlichen Glauben an die Schöpfung
und Erlösung. Büß flüchtete sich in die Religionsphilosophie und blieb als
Politiker die Antwort auf die Frage schuldig, was in einem Staat mit denen
geschehen solle, die einer anderen religiösen Faszination folgen. Daß es
Büß schwer fiel, seine Begeisterung für die kath. Kirche, die er als das
„Reich Gottes auf Erden" feierte, mit einer Duldsamkeit gegenüber anderen
Überzeugungen zu verbinden, zeigt sein seltsamer Vergleich der
Deutschkatholiken mit den Muslimen. Ahnlich wie der Islam gegenüber
dem älteren Christentum einen religiösen Rückschritt darstelle, weil er
nicht an den Erlöser glaube, stellten auch die Deutschkatholiken eine Verarmung
des kath. Glaubens dar, weil sie Jesus nicht als Sohn Gottes verehrten
.

Nachdem Büß so die den Deutschkatholiken freundlich gesinnten Kollegen
gereizt hatte, gab er sich am Ende seiner Rede friedlich und gelassen.
Er zitierte den jüdischen Lehrer Gamaliel, der sich in vergleichbarer Lage
gegen eine gerichtliche Verfolgung der frühen Christen ausgesprochen hatte
:

„Ist's Menschenwerk, so wird's vergehen;
Ist es von Gott, so wird's bestehen."

Fast wie nebenbei bemerkte Büß noch, daß er dem Antrag des Kollegen
Bader beitreten wolle. Dieser hatte vorgeschlagen, die Deutschkatholiken
aufgrund der Gewissens- und Religionsfreiheit zu dulden, ihnen aber nicht
den Status der öffentlichen Körperschaft zu gewähren. Wenn die Regierung
wollte, konnte sie darin eine Akzeptanz des Wahlrechts für die
Deutschkatholiken sehen.

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