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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 297
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(Fensterglas) eingerichtet war, auf eine höhere Stufe bringen und namentlich
auch die Fabrikation von farbigen Gläsern und von Muselinglas einführen
. Er selbst besaß aber die genügenden Kenntnisse hierzu nicht, und
ein gegen hohes Gehalt von ihm eingestellter junger Techniker trennte sich
später von ihm und begann ein Konkurrenzgeschäft in den fraglichen Artikeln
zum großen Nachteil Reindles. Auch ein von Reindle nebenbei betriebenes
Unternehmen: die Verarbeitung der minderwertigen Berghauptener
Steinkohle zu Steinkohlenbriketts (damals noch etwas ganz Neues) reüssierte
nicht*9. Dazu kam, daß er sich stark mit Politik beschäftigte; er war
in hohem Grad freisinnig und demokratisch gesinnt20, glühender Verehrer
von Hecker und Struve und stand an der Spitze der Offenburger Liberalen,
die in den Jahren 1847/49 als sehr extrem bekannt waren. Als der 1849er
Aufstand niedergeschlagen war und die Preußen in Offenburg einrückten,
verhafteten sie vor allem den Onkel Reindle und sperrten ihn sechs bis
acht Wochen ins Gefängnis und belegten die Glashütte mit einer Strafexe-
kutionsmannschaft von 30 und mehr Köpfen, welche die Tante, alleinstehend
und noch durch zwei kleine Kinder in Anspruch genommen, verköstigen
und verhalten mußte, was sie beinahe völlig aufrieb. Die gegen den
Onkel R. eingeleitete Untersuchung brachte nichts derart Gravierendes gegen
ihn zu Tage, daß er hätte verurteilt werden können21. Er wurde deshalb
schließlich wieder freigelassen und die Exekutionsmannschaft zog ab. Immerhin
aber war der Onkel durch diese Vorgänge geldlich sehr geschädigt
worden, und das Geschäft stockte längere Zeit ganz. Später erkrankte er
an Tuberkulose und war auch dadurch an einem intensiveren Geschäftsbetrieb
stark gehindert. So kam es, daß, als er im Jahr 1854 starb22, über
sein Vermögen der Konkurs ausbrach und es langwieriger, zum Teil durch
meinen Vater geführter Prozesse bedurfte, um schließlich der Tante Reindle
einen Teil ihres eingebrachten Vermögens zu retten. Sie mußte sich mit
ihren drei Kindern, drei Knaben, von denen der jüngste (Otto, der älteste
hieß Hermann, der mittlere Albert) 1850 zur Welt gekommen war, recht
kümmerlich durchschlagen, obwohl es mein Vater und der andere Schwager
(Kugel) an Unterstützungen nicht fehlen ließ. Sie zog nach dem Tode
ihres Mannes nach Karlsruhe, wo der älteste Sohn Hermann bei Kaufmann
Glock in die Lehre trat, der damals ein größeres Speditionsgeschäft
vor dem Rüppurrer Tore betrieb. Hermann starb später ca. 20 Jahre alt an
der vom Vater her ererbten Lungenschwindsucht211, und ein gleiches Los
ereilte später den jüngsten Sohn Otto, der ursprünglich Konditor werden
sollte, schließlich aber als Zeichner bei der Oberdirektion des Wasser- und
Straßenbaues beschäftigt war. Er hatte zeichnerisches Talent. Noch tragischer
gestaltete sich das Geschick des mittleren Sohnes (Albert). Er hatte
das Geometerfach gewählt und sein Examen bestanden, hatte aber keine
besondere Freude an seinem Beruf und an dem geregelten Dienst. Es trieb
ihn hinaus in die Welt, und da ihm die Mittel fehlten, diesen Trieb zu be-

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