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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 305
(PDF, 127 MB)
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ausschuß keinerlei praktische Tätigkeit entfaltet. Und: „Hatte der Angeschuldigte
gleich auch vom Civilcommissäriate den Auftrag, in den Gemeinden
Ortenberg und Appenweier Sicherheitsausschüsse zu bilden, so
hat er dennoch sich solchem Auftrag nicht unterzogen." Was einen weiteren
Anklagepunkt betrifft, Reindle habe in Landgemeinden Lebensmittelsammlungen
für die Front durchgeführt und die Sammelergebnisse in seiner
Glashütte zwischengelagert, so konnte Ree die Tatsachen als solche
nicht in Frage stellen, doch versuchte er sie nicht als politischen Akt, sondern
als rein humanitäres Handeln seines Mandanten zu interpretieren.
Diese „Victualiensammlungen", die Reindle im Juni 1849 in Hofweier,
Elgersweier, Zunsweier, Niederschopfheim und Diersburg veranlaßt habe,
seien auf freiwilliger Basis erfolgt, und sie hätten zur Entlastung der durch
Truppendurchmärsche einseitig belasteten Stadt Offenburg gedient, sie hätten
auch im von Truppeneinquartierungen überlasteten Nordbaden zur Linderung
der Not der Bevölkerung beigetragen.

So kam Rechtsanwalt Gustav Ree in seinen Schriftsätzen zu dem Schluß,
daß in dem ganzen Wust der gegen Reindle vorgebrachten Denunziationen
kein einziger Grund „zur Fällung eines strafrechtlichen Erkenntnisses"
dingfest gemacht werden könne. Rees Schlußfolgerung vom 30. Nov.
1849: Sein Mandant Reindle sei umgehend freizulassen. Und tatsächlich
verschloß sich das Hofgericht des Mittelrheinkreises in Bruchsal der Reeschen
Argumentation nicht: Am 29. Dezember 1849 wurde das Verfahren
gegen Joh. Bapt. Reindle eingestellt49; die „Untersuchung beruhte" fortan.

Wie tief die verbleibenden seelischen Verwundungen in Reindle aber
saßen, läßt sich nur ahnen. Am 7. Dezember 1854 starb Glasfabrikant Johann
Baptist Reindle im Alter von 47 Jahren50. Am 10. Dezember 1854
wurde er von einem „unabsehbaren Leichenzug" zu Grabe getragen, und
am nächsten Tage veröffentlichte der „Ortenauer Bote" einen Nachruf, der
mit keinem Worte das politische Engagement Reindles von 1848/49 erwähnte
, dagegen seine Verdienste als Glasfabrikant betonte: „Vieljähriger
Theilhaber und Leiter der hiesigen Glasfabrik, brachte er durch sein Genie
und seine rastlose Thätigkeit die Erzeugnisse dieses Etablissements zu solcher
Vollkommenheit, daß sich dieselben schon in früheren Jahren der Allerhöchsten
Anerkennung Sr. K.H. des Höchstseligen Großherzogs Leopold
, Höchstweicher die Fabrik mehrmals besuchte, zu erfreuen hatten,
und solche neuerlich bei der Welt-Industrie-Austeilung in New-York rühmliche
Auszeichnung erhielten. Das Geschäft, welches durch den Tod eines
Mittheilhabers und Auflösung der Gesellschaft einige Unterbrechung erlitt,
übernahm Hr. Reindle im Sommer vorigen Jahres, für eigene Rechnung,
und suchte durch unermüdeten Eifer dasselbe wieder in neuen Schwung zu
bringen..."

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