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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 309
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der stürmischen Versammlung im Adlersale beigewohnt hat, wird wissen,
daß die erste Anregung zur Besetzung der Stadt und zur Bewachung des
Bahnhofes nicht vom ersten Aufgebot gegeben wurde, auch nicht von
Barth oder Volk.

Dies sei gesagt allen jenen hiesigen Bürgern, die nur mit Unmuth und Zorn
gegen die Jugend den zur Strafe und Rache eingerückten Soldaten einen
Bissen Brod reichten."

In Wirklichkeit muß die Rolle des Dr. Barth im Aprilaufstand aber doch
nicht ganz so harmlos gewesen sein, wie diese Erklärung es glauben machen
möchte. Er ist nämlich mit dem am 13. April von Konstanz aufgebrochenen
Friedrich Hecker und dessen bewaffneter Schar69 am 17. April in
Lenzkirch zusammengetroffen, danach nach Offenburg zurückgeeilt, wo er
am Abend des 18. April im „Adler" in der Versammlung über das Gespräch
mit Hecker berichtete70, worauf es zu dem bekannten republikanischen
Aufstand vom 18. auf den 19. April in Offenburg kam71. Sicherlich
war es kein Zufall, daß Dr. Barth in dem abgelegenen Schwarzwaldort
Lenzkirch auf Hecker gestoßen war, und sicherlich hat er mehr gewußt und
als Auftrag mitbekommen als nur schöne Ostergrüße. Die Behörde jedenfalls
vermutete dies. Laut Schreiben vom 20. April 1848 war er bereits verhaftet72
. Noch am 17. Mai 1848, einen Tag vor der Wahl Rees zum Offenburger
Paulskirchenabgeordneten, saß Barth als Arrestant ein; er wurde
dann aber laut Schreiben vom 21. Mai 1848 entlassen73.

Es ist wohl als Zeichen ungebrochen demokratischer Stimmung der jüngeren
Offenburger zu werten, daß bei der Neuerrichtung der Offenburger
Bürgerwehr im November 1848 und der anschließenden Wahl von deren
Anführern und Unteranführern Dr. Emmerich Barth zum Hauptmann des
1. und der Jurastudent Franz Volk des 2. Fähnleins gewählt wurden74.
Barth stand damit an der Spitze der Offenburger waffenfähigen Mannschaft
von 21 bis 35 Jahren, und dies, obwohl er gerade im Winter 1848/49
„wegen Teilnahme an hochverräterischen Unternehmungen" erneut in Untersuchungshaft
stand75. Auch bei der Gründung des demokratischen
Völksvereins in Offenburg am 22. Februar 1849 war Dr. Barth sofort wieder
als „Beigeordneter" in erster Front dabei76.

Während des „Völksaufstandes" von Mai/Juni 1849 scheint Dr. Barth überraschenderweise
nicht sehr aktiv gewesen zu sein. Er rückte nicht als
Hauptmann an der Spitze des 1. Fähnleins am 14. Mai nach Nordbaden
aus, da kurz vor dem Auszug an jenem 14. Mai „die Wehrmannschaft nach
den Aufgeboten des Bürgerwehrgesetzes abgeteilt wurde"77 und damit die
Fähnleineinteilung vom November 1848 hinfällig war. An die Spitze des

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