Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 326
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0326
doch lauschten an diesem Tag nicht nur revolutionär gesinnte Männer den
Worten Struves, Heckers und der anderen Festredner, sondern Amalie
Struve betont: „Die Galerien waren von den Frauen eingenommen."26
Auch diese - ihre Zahl bleibt allerdings hier ungewiß - zeigten sich somit
schon 1847 durchaus interessiert an den demokratischen Bewegungen in
ihrer Heimat und bekundeten mit ihrer Teilnahme an dieser ersten wichtigen
Versammlung ihre Sympathie für die Forderungen der „entschiedenen
Freunde der Verfassung". Daß eine solch offensichtliche Teilnahme von
Frauen an einer politischen Veranstaltung in den damaligen Jahren keineswegs
eine Selbstverständlichkeit darstellte, wird deutlich, wenn man sich
die aufgeregte Debatte betrachtet, die ein Jahr später, 1848, bezüglich der
Frage entfacht wurde, ob während politischer Versammlungen „Frauen auf
den Galerien" zu akzeptieren seien27.

Im Frühjahr des folgenden Jahres war der von den Offenburger Versammlungen
des 12. September 1847 und des 19. März 1848 mitinitiierte Volksaufstand
schließlich in vollem Gange28. Der von den Revolutionären
schlecht geplante sogenannte „Heckerzug" rief im April erstmals gewissermaßen
bürgerkriegsähnliche Zustände in Baden hervor.

Aus dieser Zeit stammt auch das (fiktive?) Zeugnis einer besorgten „frommen
Jungfrau" aus Offenburg, deren Wunsch nach nach Verbrüderung der
sich bekämpfenden Truppen in einer ungewöhnlichen Form veröffentlicht
wurde. Die Leserinnen und Leser des „Offenburger Wochenblattes" wurden
am 21. April 1848, einen Tag nach der Niederlage der Heckerschen
Freischärler bei Kandern, mit einer von ihr angeblich erlebten Vision konfrontiert
. Unter der Überschrift „Ein Traum (Von einem Frauenzimmer)"
wird das Erlebnis der anonym bleibende Dame beschrieben29: „Bekümmert
ob des Vaterlands Gefahren" war sie wie von selbst bei Gebet eingeschlummert
und hatte Seltsames geträumt: Sie sah sich von einem
Friedensengel auf einen hohen Berg geführt. Von dort aus konnte sie unter
Entsetzen verfolgen, wie sich die feindlichen Heere zu einer „brudermörderischen
Schlacht" rüsteten. Jedoch das Unfaßbare geschah:

„Sie hörte 'Feuer' kommandieren und ihr Herz klopfte hörbar. Aber kein
Schuß fiel. Statt dessen hörte sie ein anderes Geräusch. Sie sah, daß es
von den Gewehren der Soldaten herrührte, welche dieselben auf den
Boden warfen, aufeinander zurannten und sich unter Siegesgeschrei umarmten
; dann aber wieder, wie eine Mauer vor ihren Vorgesetzten standen
. Einer trat vor und rief: 'Wir sind einig! wer will wider uns sein?' Da
sprang ein alter General vom Pferde. Er entblößte sein graues Haupt,
hob seine Hand gen Himmel und sprach mit vor innerer Bewegung
zitternder Stimme: 'Herr, Du hast durch diese unerhörte Volksthat zu mir

326


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0326