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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 334
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0334
Lahr

Zieht man den 1991 erschienenen zweiten Band der „Geschichte der Stadt
Lahr" zu Rate, so wird man leider nur wenig über die revolutionären Ereignisse
in dieser Stadt erfahren können55; dies ist umso verwundernswer-
ter, da Lahr nach Ansicht Franz Xaver Vollmers eine nicht zu unterschätzende
„Pilotrolle" im Vormärz zuzugestehen ist, und auch 1848/49 viele
Impulse aus der damals bedeutenden Industrie- und Handelsstadt kamen56.
Wenig überraschend ist es dann auch, daß mit keinem einzigen Wort auf
die Rolle der Frauen in dieser unruhigen Zeit eingegangen wird. Diesem
Manko wird auch nicht abgeholfen durch die „Spurensuche" der Historikerin
Martina Klopfer, die zwar den lobenswerte Versuch unternommen hat,
die Geschichte von Frauen in Lahr aufzuarbeiten, über die aktiven Frauen
der Revolution von 1848/49 jedoch nichts zu berichten weiß57. Man liest
dort lediglich von dem erst nach den Revolutionswirren gegründeten, eher
konservativ ausgerichteten Frauenverein, der sich aus Frauen der Oberschicht
rekrutierte und sich sozial-caritativen Aufgaben widmete58. Die
zwei vorausgegangenen Jahre bleiben in der Arbeit Klopfers seltsamerweise
ausgespart.

Daß sich die Frauen jedoch auch in Lahr am politischen Geschehen der
Revolutionsjahre beteiligt haben und sich sogar ein revolutionärer Frauenverein
gebildet hatte, bezeugt eine Reihe von Quellen, die es hier zu erwähnen
gilt.

Schon während der Märzunruhen 1848 zeigten sich die Lahrerinnen engagiert
. Als Anfang des Monats durch den Gemeinderat Aufrufe ergingen, in
der Stadt eine Bürgerwehr aufzustellen59, ließen sich einige Damen nicht
zweimal bitten, die Wehrmänner durch finanzielle Hilfe mit dem Nötigsten
auszustatten. Frauen aus dem gehobenen Bürgertum wie Frau von Lotz-
beck, Frau Pannifex, Frau Deimling, Frau Eimer und Frau Fingado Eimer
spendeten beträchtliche Summen für die Bewaffnung der Volkswehr, ebenso
wie die Witwen Sohn und Metzger60. Witwe Sohn wurde für ihren wiederholten
Einsatz sogar persönlich gelobt61. In der Aufbruchstimmung
nach der großen Offenburger Volksversammlung vom 19. März hoffte man
in Lahr besonders auch auf weibliche Mitarbeiter bei der Verwirklichung
der revolutionären Ziele. Im „Lahrer Wochenblatt" war zu lesen:

„ Deutsche Frauen! schmückt Euern Männern die Waffen, reicht sie Ihnen
und sagt Ihnen, deutend auf Euch und Eure Kinder: Für uns wahret die
Freiheit, für uns schützet den Heerd und erhaltet die Ordnung. Deutsche
Jungfrauen! reicht Euren Brüdern, reicht unseren Jünglingen die deutsche
Fahne und fordert von ihnen, daß dieselbe von ihnen unentweiht getragen
werde. "62

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