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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 335
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Ob und in welcher Form die Lahrer Frauen während der Aufstände im Jahr
1848 letztlich diesem Verlangen nachkamen, ist bislang noch unklar. Es
scheint jedoch festzustehen, daß einige von ihnen nach der ersten Niederlage
der Freischärler erneut ins Geldsäckel griffen, um die flüchtigen Revolutionäre
zu unterstützen. Hinweise darauf liefert Hermann Wiedtemann.
In einem älteren Aufsatz, der eingehenden Analyse des in Lahr herausgegebenen
revolutionären Blattes „Der Schutterbote", berichtet dieser Autor
davon, wie dort in der Ausgabe vom 6. September 1848 erwähnt wird, daß
Frauen und Jungfrauen Lahrs „69 Gulden 9 Kreuzer" für die republikanischen
Flüchtlinge gespendet haben63. Es ist zu vermuten, daß dies nicht die
einzige Nachricht von weiblichen Hilfeleistungen in diesem Blatt war. Leider
ist jedoch „Der Schutterbote" von 1848, das von dem demokratisch gesinnten
J. F. Rost herausgegebene eigentliche „Revolutionsorgan" Lahrs,
nirgendwo mehr aufzufinden und somit für weitere Recherchen verloren64.

Aufschlußreichere Indizien für das Eintreten von Frauen für die revolutionäre
Sache offenbaren sich dann aber beim Studium des „Lahrer Wochenblattes
" von 1849. Während diese Zeitung im Jahr zuvor nur wenige
Berichte über Aktionen von Frauen beinhaltete, ändert sich das beim
Maiaufstand 1849. Leonhard Roos, der Vorsitzende des Volksvereins, hatte
schon Ende April angesichts der Niederlage der Revolutionäre im Jahr zuvor
im „Wochenblatt" verkünden lassen, daß man den Plan habe, „weibliche
Arbeiten" zu verlosen, um mit dem Erlös die politischen Flüchtlinge
zu unterstützen65. Auch Wilhelm Schubert, ernannter Zivilkommissar für
Lahr, hoffte auf die verstärkte Mithilfe der Frauen und Jungfrauen, als es
im Mai 1849 galt, einen Hilfs- und Pflegedienst zu organisieren66. Sowohl
Roos als auch Schubert waren anscheinend zuversichtlich, in diesen turbulenten
Zeiten auf die Hilfe der Lahrer Frauen zählen zu können, von denen
einige ja schon im Jahr zuvor ihre revolutionäre Gesinnung deutlich gemacht
hatten.

Am 3. Juni nahm die weibliche Mithilfe schließlich konkretere Formen an:
Auch in Lahr bildete sich ein Frauenverein „Zur Unterstützung an Geld,
Verbandszeug, Charpie, Hemden etc. für die Freiheitskämpfer Deutschlands
. Immerhin 60 Frauen hatten sich damals zusammengefunden, was
nach einer von Gudrun Wittig erstellten Liste im Vergleich mit anderen
Vereinen innerhalb des Deutschen Bundes eine durchaus bemerkenswerte
Zahl darstellt68. Während sich die Mitglieder des männlichen Volksvereins
in Lahrer Gaststhäusern wie dem „Falken", dem „Bären" oder dem
„Lamm" zu ihren regelmäßigen Versammlungen zusammenfanden, trafen
sich die Frauen im „Schulhaus"; dies sicherlich eine Konzession an die
damals herrschenden gesellschaftlichen Sittenvorschriften, die den Frauen
nicht erlaubte, etwa allein in Wirtshäuser zu gehen69. Von der Gründung

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