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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 341
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nem Jahr Zuchthaus ein. Nachdem von Seiten des Ehepaars Stehlin Berufung
eingelegt worden war, kam es zu einer Wiederaufnahme des Prozesses
. Dabei wurde aber das erstinstanzliche Urteil am 19. Februar vom
Oberhofgericht Mannheim lediglich bestätigt91.

Maria Antonia Stehlin erhält ihre besondere Bedeutung durch den Umstand
, daß sie die einzige dem Verfasser bekannte Frau aus der Ortenau ist,
die wegen ihrer Teilnahme an den revolutionären Ereignissen 1848/49
auch tatsächlich rechtskräftig verurteilt wurde. Allerdings gelang es ihr,
sich der auferlegten Strafe durch die Flucht über den Rhein nach Frankreich
und schließlich durch ihre Auswanderung nach Amerika zu
entziehen92.

Schiltach - Lehengericht

Vielerorts blieb es jedoch nicht nur bei den berichteten friedlichen Unterstützungstätigkeiten
von Frauen. Nicht überall begnügten sich diese mit
eher passiven Handlungsformen, sondern in vielen Fällen zeigten Frauen
ungeahnte Aggressivität und militärischen Eifer. Sie produzierten Munition
und beteiligten sich in den Großstädten am Barrikadenbau; ja, sie griffen
, wie eine große Zahl von Beispielen zeigt, selbst zu den Waffen93.

So wird aus dem Schwarzwalddörfchen Lehengericht im Amtsbezirk
Hornberg berichtet, wie „Mädchen" aus der Nachbargemeinde Schiltach
die zögerliche Bürgerwehr im Mai 1849 mit aller Macht dazu anzuspornen
versuchten, in den Kampf zu ziehen. Als ihre ersten Aufforderungen jedoch
keinen Erfolg hatten und der Trupp immer noch nicht abmarschieren
wollte, „bewaffneten sie (gemeint: Frauen des Ortes Schiltach, U. S.) sich
mit Stäben mit der Drohung, daß das schwächere Geschlecht den Mut haben
werde, ihn tätlich an seine Pflichten zu erinnern "94.

Bei den Schiltacherinnen, deren bemerkenswertes Eintreten für die revolutionäre
Sache durch entsprechende Quellen nachvollzogen werden
kann, handelte es sich jedoch nur um zwei einzelne Frauen. Hermann
Fautz hat bereits 1974 den Fall der aufrührerischen Rosina Fieser und der
Katharina Dorothea Haas in den Akten aufgespürt und davon
berichtet95: Die 22jährige Rosina, ledige Tochter des Bürgers und Flößers
Christian Fieser und der Elisabeth Fieser (geb. Haberer) und die gleichaltrige
Katharina Dorothea, ebenfalls unverheiratet und Tochter des Wagnermeisters
Samuel Friedrich Haas und der Anna Katharina Haas (geb.
Mast) drängten sich damals, im Mai 1849, mit Stöcken „bewaffnet" in eine
Versammlung des unentschlossenen Lehengerichter Aufgebots, um

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