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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 343
(PDF, 127 MB)
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„Armenanwalts", welcher ihnen auch genehmigt wurde. Rechtsprädikant
Schaal aus Freiburg bekam den Auftrag, die beiden jungen Frauen zu verteidigen
; und er hatte Erfolg mit seinen Bemühungen: Am 31. Dezember
1849 kam vom Oberhofgericht in Mannheim der Bescheid, daß die Strafsache
gegen Rosina Fieser und Katharina Dorothea Haas einzustellen sei.
Die beiden Schiltacherinnen waren noch einmal davongekommen.

Neben den Akten zu dieser Episode liegt aus Schiltach noch eine weitere
außergewöhnliche Quelle vor. Aus dem Raum der Ortenau besitzen wir
nämlich nur für diese Stadt eine ausführliche Namensliste von Frauen, die
während der Auseinandersetzungen im Juni 1849 ausgiebig Verbandsmaterial
und sonstige Hilfsmittel für die Revolutionsarmee spendeten. Sie wurde
am 18. Juni 1849 von Kriegsminister Werner in der „Karlsruher Zeitung
" veröffentlicht. Es sind dort über sechzig (!) Frauen namentlich und
zusammen mit ihren jeweiligen Beiträgen aufgeführt", sicherlich eine beachtliche
Zahl100. Ein Vergleich dieser bemerkenswerten Fundgrube mit
der von Hermann Fautz erstellten Liste der Schiltacher Wehrmänner101 läßt
die - allerdings wenig verwundernswerte - Erkenntnis zu, daß es wohl
größtenteils die weiblichen Verwandten - Ehefrauen, Mütter, Schwestern -
dieser Freischärler waren, welche sich mit ihren Gaben verantwortlich für
kranke und verwundete Revolutionäre zeigten.

Wie sehr sich diese Frauen letztlich auch um das Wohlergehen ihrer in den
Kampf ziehenden Männer Sorgen machten, womit sie eine gegenteilige
Position zur Risikobereitschaft der Rosina Fieser und Dorothea Haas an
den Tag legten, bezeugt der Brief einer dieser Schiltacher Frauen an ihren
Mann. Am 11. Mai 1849 schreibt Friederike Trautwein an ihren Mann Johann
, der soeben mit der Bürgerwehr nach Offenburg aufgebrochen
war102:

„Die meisten Männer, die dorthin (gemeint: nach Offenburg, U. S.)
gehen, sind mit Gewehren versehen und das bedeutet Krieg. Ich will
es Dir nur kurz sagen, daß Du an Deine Kinder denken sollst, welche Du
an den Bettelstab bringst durch Deinen Eigensinn. ( ... ) Wenn Du Dich
aber jetzt hineinwagst, so ist es Deine Schuld. In Eile, Dein treues
Weib Friederike."

Abschließender Exkurs: Weibliche Revolutionslyrik

Mit der Dokumentation einer ähnlich radikalen Meinungsäußerung wie die
der Schiltacher Frauen Rosina Fieser und Dorothea Haas soll hier der
Überblick über die dem Verfasser bekannten Quellen enden.

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