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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 348
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0348
Die für die Ortenau vorliegenden Belege lassen den Eindruck entstehen,
daß die Unterstützerinnen der Revolutionäre aus den verschiedensten gesellschaftlichen
Schichten stammten und keiner bestimmten sozialen Gruppe
zuzuordnen sind. Von den beiden Schiltacherinnen Rosina Fieser und
Dorothea Haas wissen wir, daß sie aufgrund ihrer Mittellosigkeit in ihrem
Prozeß auf einen speziellen „Armenanwalt" angewiesen waren; demgegenüber
stehen Frauen wie Maria Antonia Stehlin, Nannette Rehmann,
Amalie Hofer, die Lahrer Bürgerinnen oder die Gengenbacher Sonnenwirtin
Louise Sohler, die sich - durch die Berufe ihrer Männer - sicherlich in
einer gehobenen Stellung befanden. Das Lahrer Frauen-Comite zeigte sich
erfreut darüber, daß die Frauen des Vereins „alle Klassen der Gesellschaft
" repräsentierten; hingegen konnte man in Offenburg anscheinend
weniger auf die Hilfe der gutbetuchten Bürgerfrauen zählen. Die bekannten
Schiltacherinnen schließlich waren mit einigen Ausnahmen wohl zum
Großteil Angehörige von Handwerkern. All dies läßt die Vermutung einer
gewissen Heterogenität innerhalb der Schar der engagierten Frauen zu.
Auch diese Aussage müßte allerdings auf einer noch zu liefernden breiteren
Quellenbasis genauer hinterfragt werden. Beide Aspekte - die noch unklare
Anzahl der organisierten Frauen und die Frage nach der sozialen
Struktur der Revolutionärinnen - stellen uns also weitere Aufgaben.

Ein weiteres Desiderat wäre daneben die Bearbeitung der Frage, welche
Möglichkeiten und Formen politischer Aktivität von Frauen schon im Vormärz
und im unmittelbaren Vorfeld der Revolution in unserem Untersuchungsgebiet
vorhanden waren, wie sie Carola Lipp mit erstaunlichen Einsichten
für das württembergische Gebiet aufgezeigt hat: Von den sogenannten
„Polenvereinen" 1831/1832, aber auch von den „Museums- und
Kasinogesellschaften", „Kränzchen" und Gesangsvereinen des Vormärz
liefen dort eindeutig strukturelle und personelle Verbindungslinien zu den
Frauenvereinen der Revolutionsjahre. Gab es Parallelen dafür oder gar
spezifische Initiativen im Gebiet der Ortenau?116

Trotz der unbefriedigenden Quellenlage sind einige Aussagen über die
Teilnahme von Frauen an den revolutionären Ereignissen in der Ortenau
also durchaus möglich. Unverändert bleibt aber die Feststellung, daß noch
zu wenige ortsgeschichtliche Untersuchungen vorliegen, um präzisere bzw.
auf einer breit angelegten Basis aufbauende Ergebnisse vorstellen zu können
. Um sich in die Lage zu versetzen, die Beteiligung von Frauen, insbesondere
auch von bisher noch nicht bekannten, herauszufiltern, wäre es zuerst
einmal notwendig, sozialgeschichtlich handfeste Studien über möglichst
viele Ortschaften und Städte innerhalb unseres Untersuchungsraumes
anzustrengen; diese könnten dann die Grundlage dafür sein, eventuell

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