Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 359
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0359
abzuwarten, ..." Am folgenden Tag berichtet die FZ. über Reaktionen auf
das Ereignis: „Spuren des Jubels oder der Freude über die Proclamierung
des neudeutschen Kaiserreichs" fänden sich außer in den offiziellen und
offiziösen Verlautbarungen nicht. Schließlich kritisiert dieselbe Zeitung am
22.1. und am 24.1. die Dominanz des Militärs und das „unvolkstümliche
Gepräge" der Feier.

Im Großherzogtum Baden waren im Januar 1871 die Ereignisse der Jahre
1848 und 1849 nicht vergessen. Viele Einwohner des Landes hatten an der
Revolution und an den Aufständen teilgenommen und unter der darauf folgenden
Repression gelitten. Es gab „kaum eine Familie, die nicht irgendwie
betroffen" war3. So fiel es in Baden unangenehm auf, daß der Fürst,
unter dessen Befehl der Aufstand in der Pfalz und in Baden im Juli 1849
blutig niedergeschlagen worden war, nun zum Deutschen Kaiser ausgerufen
wurde.

///

An diesen Zusammenhang erinnert das Gedicht eines Badeners, das einen
Monat nach der Kaiserproklamation in den USA anonym in einer deutschsprachigen
Zeitschrift erschien. Diese, „Der Pionier", wurde seit 1854 von
Karl Peter Heinzen herausgegeben; die meisten Beiträge verfaßte Heinzen
selbst. Heinzen stammte vom Niederrhein. Er hatte seit den frühen vierziger
Jahren zu revolutionären Handlungen aufgerufen. 1843 war er zur
Emigration aus Deutschland gezwungen. Auch die Schweiz, in der er sich
in den darauf folgenden Jahren aufhielt, mußte er 1847 verlassen. Er ging
nach Amerika, kehrte aber nach dem Ausbruch der Revolution im Frühjahr
1848 nach Europa zurück und bemühte sich, meist ohne Erfolg, an militärischen
Aktionen der revolutionären Linken teilzunehmen. Mit Friedrich
Hecker geriet er darüber in Streit, mit Gustav von Struve arbeitete er
nach der Emigration Heckers zusammen. Nach der Niederlage der Revolution
ging er im Sommer 1849 in die Schweiz, wurde aber von dort und
auch aus Frankreich ausgewiesen. Nach einigen Jahren in London wurde
er gezwungen, England ebenfalls zu verlassen. Von 1852 bis zu seinem
Tode im Jahre 1880 lebte er in den USA, nahm aber weiterhin Anteil an
den Geschehnissen in Deutschland. Er kommentierte und kritisierte sie in
seiner Zeitung vom Standpunkt der radikalen nichtsozialistischen Linken.
Mit den meisten seiner Mitemigranten zerstritt er sich, so auch mit Struve.
Mit Karl Marx hatte er sich schon 1848 verfeindet. In freundschaftlichem
Kontakt blieb Heinzen mit dem Dichter Georg Herwegh, den er aus der
Zeit der gemeinsamen Emigration in der Schweiz in den vierziger Jahren
kannte4.

359


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0359