http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0360
Karl Heinzen nun druckte in der Ausgabe des „Pionier" vom 22. Februar
1871 das folgende Gedicht ab; in einer Fußnote macht er darauf aufmerksam
, daß es anonym erscheinen müsse: „Dieses Gedicht wurde uns aus
Teutschland zugesandt. Der Verfasser darf nicht genannt werden, um nicht
von der kaiserlichen ,Freiheit' heimgesucht zu werden. Die Red."
Zur Kaiserfeier
(1) Im fränkischen Königsschlosse
Da halten die Deutschen Haus,
Da rufen sie Wilhelm, den Zoller,
Zum deutschen Kaiser aus.
(2) Es donnern die Kanonen
Durch's „Reich" mit gewaltigem Ton;
Es erwachen die schlummernden Todten
In ihren Gräbern davon.
(3) Es erwachen im Festungsgraben
Zu Rastatt die Offizier',
Es erwacht mit den Kameraden
Karl Heilig, der Kanonier.
(4) Er reckt die entfleischten Gebeine
Und ruft hinaus in die Nacht:
„Sie haben den Henker der Freiheit
Zum deutschen Kaiser gemacht!
(5) Der des ,Reiches' edelsten Kämpfern
Den Fuß in den Nacken stieß,
Der uns auf Rastatt's Wällen
Einst tückisch erschießen ließ.
(6) Der hat sich aus Eisen gehämmert
Den wuchtigen deutschen Thron
Und setzt sich mit blutigen Händen
Auf's Haupt die Kaiserkron'!"
(7) Er ruft's und rings aus dem „Reiche"
Antwortet der Wiederhall;
Es regen sich flüsternd die Geister
Von den Erschlagenen all.
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