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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 362
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Am Donnern der Kanonen als dem beherrschenden Geräusch aber zeigt
sich, daß die Kaiserfeier ein vor allem militärisches Ereignis ist.

Die kommentierende Beschreibung der Situation in den Strophen 1 und 2
ist der erste von vier Teilen des Gedichts.

Im zweiten Teil, den folgenden vier Strophen (Str. 3-6), klagt einer der Toten
, die durch den Kanonendonner aus ihrem Todesschlaf aufgeweckt worden
sind, Kaiser Wilhelm als „Henker der Freiheit" an.

Im dritten Teil (Str. 7-10) antworten alle die Toten, die in verschiedenen
Gegenden Opfer desselben Täters wurden, ihr Protest verhallt jedoch ohne
Wirkung.

Im vierten und letzten Teil (Str. 11-13) kommt der Autor auf den Anfang
zurück: den Kanonen des Militärs antworten die Freudenfeuer und das Lachen
des Volkes, das die Kaiserproklamation bejubelt. In der abschließenden
13. Strophe wendet sich der Dichter an das Volk; er beklagt die von
oben hergestellte Einheit und fordert das Volk auf, die Freiheit zu erstreben
, für die die „edelsten Kämpfer" (Str. 5), die nun „vergessenen Todten"
(Str. 10) vergeblich gestritten haben. Als die - außer Kaiser Wilhelm I. -
einzige namentlich genannte Person erscheint in Str. 3 „Karl Heilig, der
Kanonier". Er, der in Rastatt hingerichtet und dessen Leiche verscharrt
worden ist, tritt als Sprecher all der toten Soldaten auf, deren Tod dem
preußischen König zugerechnet wird, der Toten, die in den von Preußen
geführten Kriegen der Jahre 1848 und 1849 in Baden, 1864 in Norddeutschland
und Dänemark, 1866 in Böhmen, am Main und an der Weser,
1870/71 im Elsaß, in Lothringen und in anderen Regionen Frankreichs gefallen
sind (Str. 7-10).

Die Anklage gegen König Wilhelm unterstellt, daß er der verantwortliche
Anstifter der Kriege und der Hinrichtungen ist. Sein Gegenspieler wird als
„der Kanonier", als einfacher Soldat, als ein Mann aus dem Volk, vorgestellt
(Str. 3). Die Personalisierung - hier der König/Kaiser - dort der einfache
Mann - dient der Polarisierung und der polemischen Zuspitzung.
Das Volk soll aufgerüttelt werden, damit es Freiheit und Einheit erkämpft
und der „Einheit der Schuld und der Schande" (Str. 13) ein Ende macht.
Der Verfasser ist aber skeptisch in bezug auf den Erfolg seines Aufrufs.
Als Beobachter der Volksstimmung in den Tagen um die Kaiserproklamation
bemerkt er nur Äußerungen der Zustimmung; außer ihm selbst sind es
nur die Toten, die gegen das in Versailles Geschehene protestieren.

Der Autor setzt den 18. Januar 1871 mit dem Herbst 1849, Versailles mit

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