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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 366
(PDF, 127 MB)
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verabschiedet hat: „Jetzt kenne ich Euer Reich gründlich, mich wundert's
nur, wie Ihr das aushalten könnt. Ich bin froh, daß ich bald wieder freie
Luft atmen kann; noch drei Tage in Preußen, und ich würde ersticken!"12.
Hörth hätte gewiß Hecker nicht wörtlich zitiert, wenn er das Bismarckreich
anders als dieser eingeschätzt hätte. Zu den Feiern, mit denen in Frankfurt
1873 und 1898 der Revolution von 1848 gedacht wurde, hat Hörth jeweils
einen Prolog verfaßt. Verse und Strophen dieser Prologe nehmen das wieder
auf, was er in einzelnen Strophen des Gedichts „Zur Kaiserfeier" ausgedrückt
hat. Im Prolog von 1873 stellt er fest, daß zwar die Einheit
Deutschlands hergestellt sei, daß jedoch die Freiheit fehle. Am Ende der
letzten Strophe dieses Prologs gibt er einen Rückblick aus der Zukunft auf
die Zeit, in der die Feier stattfindet:

Dann wird man einst mit echtem Siegesklang

Im großen Buche der Geschichte lesen:

,Die Einheit schuf den Deutschen einst der Zwang, -

Der Freiheit Schöpfer sind sie selbst gewesen!'

Hier und auch in den vorhergehenden Strophen geht es wie im Gedicht
„Zur Kaiserfeier" von 1871 um den Gegensatz von - erreichter - Einheit
und nicht erreichter Freiheit. Diese Kontinuität kann bestätigen, daß beide
Texte von demselben Verfasser stammen. Im Prolog von 1898 geht es um
das gleiche Thema; die 3. Strophe schließt mit den Versen:

Und in den Nöten, die der Weltlauf schafft,
Zum Helfer wird das Volk sich selbst bestellen;
Dann wird zur Einheit sich die Freiheit reih'n,
In Frieden sich die ganze Welt verbünden;
Dann wird der Völkerfrühling Wahrheit sein
Und die Gerechtigkeit ihr Reich begründen!

Hörths aktive Beteiligung an den Gedenkfeiern, die Prologe und die Herausgeberschaft
des Bandes, in dem 1925 die Berichte über die Feiern gesammelt
vorgelegt wurden, zeigen, daß er bis in das hohe Alter dem Freiheitsideal
, das ihn mit den Teilnehmern der Revolution von 1848/49 verbindet
, treu geblieben ist13. Schriften Hörths waren mehr oder weniger
weit verbreitet, das Gedicht „zur Kaiserfeier" aber wurde weniger bekannt,
weil es nicht nur anonym, sondern überdies in einer Zeitung erschienen ist,
die in Europa nur wenige Bezieher hatte und die ständig von Beschlagnahmen
bedroht war. So gibt es heute in Deutschland kaum mehr als das eine
Exemplar, nach dem das Gedicht im vorliegenden Beitrag zitiert wird. Es
stammt aus dem Archiv der 1933 verbotenen SPD und wird jetzt in der

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