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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 368
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faßte er das Gedicht: „Zum neunzehnten Mai. Eröffnungstag der neuen
preußischen Volkskammern 186217." In ihm stellt Herwegh eine Beziehung
her zwischen diesem Ereignis, der Revolution von 1848/49 und einer
zukünftigen Revolution, die er erwartet. In der ersten Strophe erinnert er
daran, daß (im Jahre 1849) Revolutionäre standrechtlich erschossen worden
sind:

Ich sah, wie sie gleich einem Hund
Den Trützschler feig erschossen
Und Dortüs Blut auf Freiburgs Grund
Am frühen Tag vergossen.

In der 5. Strophe heißt es:

Ich sah, wie neulich ein Profos
Sein Zepter nahm vom Nagel.

Mit diesen Versen spielt Herwegh darauf an, daß Wilhelm I., der als „Profos
", als Militärrichter, die Standgerichte des Jahres 1849 in Baden zu verantworten
habe, 1861 König von Preußen geworden ist. Diesen Gerichten
sind unter anderen die in der 1. Strophe genannten Personen zum Opfer gefallen
, der Sachse Wilhelm Adolf von Trützschler, der in Mannheim Regierungsdirektor
der Revolutionsregierung war, und der Preuße Maximilan
Dortu, dem die Erfindung der Bezeichnung „Kartätschenprinz" für den damaligen
preußischen Kronprinzen Wilhelm zugeschrieben wurde und der
deshalb sowie als Verfasser revolutionärer Schriften der Reaktion besonders
verhaßt war. Er wurde in Freiburg standrechtlich erschossen18.

Bei Bekanntwerden des Gedichts von Hörth „Zur Kaiserfeier" lag deshalb
die Vermutung nahe, daß Herwegh nach Trützschler und Dortu mit Heilig
das dritte Opfer der Standrechts-Willkür von 1849 in Erinnerung rufen und
zugleich abermals den angenommenen Urheber der brutalen Aktionen, den
nunmehrigen Deutschen Kaiser Wilhelm, anprangern wollte. Neben diesem
sachlichen Zusammenhang, in dem beide Gedichte, das Herweghs von
1862 und das Hörths von 1871, stehen, konnte die formale Ähnlichkeit zu
der Vermutung, Herwegh habe „Zur Kaiserfeier" gedichtet, Anlaß geben:
Für seine politischen Gedichte verwandte Herwegh mit Vorliebe die
Vierversstrophe, wobei er Rhythmus und Reim von Gedicht zu Gedicht
variierte.

Hörth und Herwegh waren wahrscheinlich persönlich bekannt. Das Bestehen
einer engen Beziehung zwischen beiden ist daran erkennbar,

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