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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 375
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Alles nur „Arbeiterbauern"?

Zu den Bedingungen organisatorischer Entwicklung der Lahrer
Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert

Thorsten Mietzner
Zur Forschungslage

Der folgende Aufsatz beschäftigt sich mit der Frühgeschichte der Arbeiterbewegung
in Lahr. Im Unterschied zu ihrer Entwicklung im zwanzigsten
Jahrhundert sind hier noch einige Kenntnislücken vorhanden. Nicht ganz
unschuldig daran sind auch die zwei Hauptthesen zum Charakter der Lahrer
Arbeiterbewegung, die nunmehr seit Jahrzehnten tradiert und gepflegt
werden. Sie lauten:

1. Die Lahrer Arbeiterbewegung war in ihrer Entwicklung rückständig
und in ihrer Stärke relativ schwach.

2. Ein Hauptgrund dafür ist in der engen Verbundenheit des Lahrer Proletariats
mit Grund und Boden zu suchen1.

Ich möchte diese beiden Thesen zunächst kritisch beleuchten, um so einen
Ausgangspunkt für die weitere Untersuchung zu gewinnen. Im Fortgang
werde ich dann andere Faktoren benennen, die meiner Meinung nach einen
wesentlich größeren Einfluß auf die Entwicklung von Gewerkschaftsbewegung
und Sozialdemokratie in Lahr genommen haben.

Bemerkungen zu zwei folgenreichen Thesen

Betrachten wir zunächst einmal die erste These. In ihr wird ein Vergleich
ausgesprochen. Im Vergleich zur normalen Entwicklung, so in etwa die
These, sei die Lahrer Arbeiterschaft nur langsam, zögerlich und in geringerer
Zahl in die Arbeiterbewegung eingetreten. Zudem hätte sich kein revolutionäres
Bewußtsein entwickelt. In den Worten des Gemeinderates von
1893:

„Lahr wird die einzige Stadt im ganzen Reich sein, in der die Arbeiterbank
im Gewerbegericht nicht von Sozialdemokraten eingenommen wird."2

Der Nachweis dieser These wirft natürlich eine Reihe von methodischen
Problemen auf. Der Kern dieser Probleme liegt im Vergleichsmaßstab. Womit
will man eigentlich die Lahrer Entwicklung vergleichen, um ihren

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