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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 385
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auf humane Behandlung, Lohn, Lohnerhöhung (!) und - man denke an die
Fabrikantenabmachung von 1853 - Kündigung!

Allen Versuchen eigenständiger Organisation wurde dagegen deutlich eine
Absage erteilt, weshalb wir unter den „Pflichten" der Arbeiter an erster
Stelle den „Gemeingeist" finden, gefolgt u.a. von Unterordnung und Gehorsam
, Fleiß, Pünktlichkeit, Ordnung, Reinlichkeit, Treue und Ehrlichkeit
.

Aus dieser Sicht zielten solche Versuche des Bürgertums also nicht so sehr
auf eine Unterdrückung der Arbeiter, als vielmehr auf die Störung und Kanalisierung
ihrer Organisationsbemühungen.

1863 wurde deshalb, von „mehrere(n) hiesige(n) Bürger(n) und Bürgersöh-
ne(n)" der Arbeiterbildungsverein in Lahr gegründet. Von ihm ist schon an
anderer Stelle berichtet worden18, so daß er hier nicht behandelt zu werden
braucht.

1870: Die Drucker und die harte Tour

Wir wollen uns dagegen wieder Bestrebungen der Arbeiter, selbst ihr
Schicksal in die Hände zu nehmen, zuwenden. Noch vor der Reichsgründung
, am 1. Januar 1870, wurde in Lahr eine erste Gewerkschaft der
Drucker gegründet19. Daß es gerade Buchdrucker waren, die diesen entscheidenden
Schritt unternahmen, ist kein Zufall. Neben den Zigarrenarbeitern
zeichnete sich diese Berufsgruppe sehr früh durch eigene Organisationsbestrebungen
in der jungen Arbeiterbewegung aus.

In Lahr aber hatten sie schlechte Karten. Schon 1873 wurden sie so stark
unter Druck gesetzt, daß sie bis 1882 nur im Untergrund tätig waren. Eine
Aussperrung 1873 brach - ähnlich schon wie ein Streik im Jahre 1869 -
die Gemeinschaft auf. Betrachten wir nun die Lahrer Verhältnisse, dann
werden die besonderen Schwierigkeiten für die Drucker in dieser Stadt sofort
deutlich.

Es gab in Lahr zu dieser Zeit nur drei größere Druckhäuser, von denen zudem
zwei (Schauenburg und Kaufmann) noch durch verwandtschaftliche
Beziehungen verbunden waren. Wir können also davon ausgehen, daß den
Druckern hier eine außergewöhnlich geschlossene Arbeitgeberfront gegenüber
stand. Dementsprechend bedeutete eine Entlassung in Lahr zugleich
das Verlassen der Stadt - ein unaufhörlicher Aderlaß der Organisation
. Im Druckhaus Schauenburg etwa bestand in den achtziger Jahren die

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