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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 387
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0387
Solchen Maßnahmen hatte die Lahrer Arbeiterklasse - ähnlich wie bei den
rabiaten Methoden der Reichenbacher Bürgerschaft im selben Monat23 -
wenig entgegenzusetzen. Gerade unter kleinstädtischen Verhältnissen und
den Bedingungen eines sehr restriktiven Vereinsgesetzes war an die Gründung
eigener Organisationen nur selten zu denken.24

Aus diesen Gründen ist die Entstehung der Arbeiterbewegung - nicht nur
in Lahr - immer und überall auch ganz wesentlich durch überlokale und
überregionale Verhältnisse mitbedingt. Sei es durch Agitatoren, durch
Druckschriften, durch Streikgelder oder auch durch neue, nicht in alte patriarchalische
Verhältnisse gebundene Arbeiter: die Verallgemeinerung der
Arbeiterinteressen und ihre Formulierung ist niemals nur ein lokaler Akt.

Es wirft deshalb auch kein besonderes Licht auf die Lahrer Verhältnisse,
wenn man die überragende Rolle so vieler zugezogener Arbeiter für die
hiesige Sozialdemokratie und Gewerkschaftsbewegung beschreibt. Dieser
überregionale Bezug ist gerade konstitutiv für die Arbeiterbewegung und
macht einen Teil ihrer Modernität aus. Es ist darum kein Wunder, daß in
einer kleinen Stadt wie Lahr die Zahl der SPD-Wähler immer deutlich über
der Zahl der Aktivisten liegt. Gerade die Wahlen sind ja - setzt man ein
halbwegs demokratisches Wahlrecht voraus - Ausdruck überregionaler
Beziehungen und durch lokale Maßnahmen nur schwer direkt zu beeinflussen
.

1870-1890: Steter Tropfen höhlt den Stein?

Um zu zeigen, daß die Arbeiterschaft Lahrs in den Jahren zwischen 1870
und 1890 keineswegs passiv und zufrieden war, sollen hier die wichtigsten
Ereignisse dieser Jahre erstmals rekapituliert werden. Eines der ersten uns
interessierenden Ereignisse ist ein Streik bei - Kramer. „Zur Erzielung des
Normalarbeitstages und höheren Lohnes", berichtet die Quelle25, wurde
die Arbeit eingestellt, „später theilweise den Bedingungen des Arbeitgebers
sich unterworfen, theils sich verlaufen." Es dürfte sich hier um das
Jahr 1872 gehandelt haben, an dessen Ende uns auch der erste Sozialdemokrat
in Lahr begegnet: der Webergesell Bermel aus Hof, wohl als Agitator.
Anfangs erzielte er großen Zulauf bei seinen Veranstaltungen - wohl ein
Neugiereffekt -, was mit der Zeit nachließ. Dennoch gelang es ihm, einen
Ortsverein zu gründen, über den es heißt: „Zahl der Mitglieder angeblich
42, Einnahme 6 fl. 36, Ausgabe 5 fl. 57, der Leiter geht dem Vernehmen
nach bis Monat Mai von hier fort." Es war dies der erste bekannte Lahrer
sozialdemokratische Ortsverein, der aber wohl bald wieder einging.

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