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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 460
(PDF, 127 MB)
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nicht nur zu dieser Zeit, auch 15 Jahre später, als ich selbst im Algerienkrieg
war; hätte ich dort meiner Mannschaft Tee angeboten, wäre es bestimmt
zur Meuterei gekommen!

So viel zu meinen guten Jugenderinnerungen, zu dem, was die Fachhistoriker
die „kleine" Geschichte nennen. Diese „la petite histoire" hat leider für
viele Historiker eine geringere Bedeutung gegenüber der „großen" Geschichte
. Wandert man z.B. durch ein historisches Museum, dann sieht
man vorwiegend schöne Uniformen, wertvolle Waffen usw., aber sehr selten
Brotbeutel, Feldflaschen oder Eßgeschirr - historische Objekte, die
ebenso wertvoll und „sprechend" sind, wie jeder Soldat, der den Krieg mitgemacht
hat, bestätigen wird. Denn solche Ausstellungsgegenstände sind -
nicht nur für den „kleinen" Mann - Belege für die ebenso wichtige „kleine
" Geschichte!

Nun aber komme ich zu Themen der „großen" Geschichte:

Die Zwangsrekrutierung elsässischer Soldaten, immer noch ein heikles
Thema, obgleich mittlerweile 50 Jahre vergangen sind!

Am 25.8.1942 wurde gemäß einer Verordnung des Gauleiters Wagner die
Wehrpflicht für die Jahrgänge 1920/21 eingeführt.

Juristisch gesehen war dies ein totaler Verstoß gegen das internationale
Recht, festgelegt durch die Konvention von Den Haag 1899 und 1907, die
auch von Deutschland unterschrieben worden war. Denn die Annexion von
Elsaß-Lothringen 1940 war nur „de facto", aber nicht „de jure" gemäß
dem Völkerrecht geschehen.

Diese Wehrpflicht-Verordnung wurde übrigens gleichzeitig auch für das
Departement Moselle, für Luxemburg und für Eupen-Malmedy und St.
Vith in Belgien erlassen.

Kurz danach wurden die Jahrgänge 1922-24 aufgerufen, darauf - nach
Verordnung vom 31.1.1943 - die von 1914-19 und endlich - am 15.9.1943
- die von 1908-132. Diese Zwangseingezogenen erhielten damit automatisch
die deutsche Nationalität, ihren nicht eingezogenen Landsleuten wurde
die Nationalität „Völksdeutsche" zugesprochen, im Volksmund Beutedeutsche
genannt!

Insgesamt wurden 130 000 Elsässer und Lothringer zwangsrekrutiert und
ganz überwiegend in Kampfgebieten des Ostens eingesetzt, wenige kamen
an die Westfront.

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