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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 463
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daß sie vom Tommy, vom Engländer, kamen, der seine Ziele genau traf, im
Gegensatz zum Ami, dem Amerikaner, der ungezielt seine Bomben fallen
ließ „wie der Hund bim Schissen" - so der elsässische Volksmund!

Schanzen und Volkssturm. Ab September 1944 wurden viele Männer und
Frauen zu Schanzarbeiten im Westen der Stadt verpflichtet. Beim Schanzen
war es ratsam, in der Nähe von fertig ausgehobenen, im Zickzack verlaufenden
Schützengräben zu arbeiten statt an einem breiten, gerade laufenden
Panzergraben, der bei Angriffen von Jagdbombern, Jabos genannt,
wenig oder gar keinen Schutz bot. Für diese Arbeiten wurden entweder
Einzelpersonen oder eine ganze Gruppe verpflichtet, z.B. von einem Amt.
So kam es zu einem besonders tragischen Ereignis: Im September wurden
von den insgesamt 32 Sozialfürsorgerinnen der Stadt 29 zum Schanzen abkommandiert
; beim Angriff eines Jabos gingen alle in einem Panzergraben
in Deckung, wurden dort verschüttet und kamen alle um!

Militärisch waren die Panzergräben wertlos, denn die vorgesehenen
Sprengungen von Straßen unterblieben; so hatte die anrückende Division
Leclerc freien Weg.

Die Meldung zum Volkssturm wurde am 18.11.1944 befohlen: Alle Männer
im Alter von 15 bis 65 Jahren hatten sich am 23.11.1944 15 Uhr auf
dem Börsenplatz einzufinden. Einen Tag zuvor veröffentlichte die Zeitung
„Straßburger Neueste Nachrichten" das „Lied des Volkssturms" (Abb. 2).
Ein Vers hieß so:

„Es ziehn mit zornigem Heere
der Enkel, der Ahn und der Sohn.
Aufsteht von der Alp bis zum Meere
der Volkssturm der deutschen Nation."

Aber zum Glück für unsere Bevölkerung war es zu spät - die Panzer
Leclercs waren schon da. So konnte der Enkel, der Ahn und der Sohn
schön ruhig bei „Urahne, Großmutter, Mutter und Kind" bleiben!

Und so lautete die letzte Anordnung des Gauleiters Wagner:

„Mit Genehmigung des Gauleiters sollen die Angehörigen von Reichsdeutschen
und solche elsässischen Bediensteten, die in politischem Sinne in
den letzten Jahren hervorgetreten sind, unverzüglich in Bergungsgebiete
rechts des Rheins abtransportiert werden. Es ist vorgesehen, daß zu diesem
Zweck heute Donnerstag, den 23.11.1944 nachmittags Lastwagen der
Stadt in den Bergungsraum im Kreise Wolfach verkehren."

Auch dafür war es zu spät!

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