Freiburger historische Bestände - digital

stedt. Am 29. Juni ist Jeckeln bereits HSSPF Rußland-Süd: er beherrscht
jetzt die besetzten Teile der Ukraine40. Im Juli beginnen seine ersten „Säuberungsaktionen
", wie aus Berichten hervorgeht41.

Die Tötungswellen42 der Besatzer reichen zeitversetzt von der Ostsee bis
zum Schwarzen Meer, und Jeckeln gerät in eine andere Tötungswelle, als
er am 1. Oktober 1941 „HSSPF Ostland (= Baltikum) und Rußland-Nord"
wird. Diesen Posten bekleidet er bis zum Rückzug im Januar 1945 und hat
seinen Sitz in Riga43.

Die Monate ab August 1941 bringen unvorstellbare Blutbäder. Aus Gestapomännern
, Ordnungs- und Schutzpolizei sowie oft fünf- bis zehnmal soviel
einheimischen „Hilfswilligen" (Hiwis) werden zusätzlich zu den Einsatzgruppen
von den HSSPF Erschießungskommandos gebildet.

„Jeckeln zeigte sich bei der Judenermordung dermaßen aktiv, daß die
Teile der Einsatzgruppe C, die in demselben Gebiet standen, sich zu
Berichten nach Berlin bemüßigt fanden, in denen hervorgehoben wurde
, daß auch die Einsatzgruppen an den Massakern beteiligt gewesen
seien, nicht nur der HSSPF."44

Ständig werden von Jeckeln drei- bis fünfstellige Opferzahlen nach Berlin
gemeldet, die Orte der Massaker sind heute vergessen: Kamenez-Podolsk,
Rowno, Berditschew, Dnjepropetrowsk. Bekannt blieb vor allem die
Schlucht Babi Yar bei Kiew, wo am 29. und 30. September 1941 33 771
Menschen durch Genickschuß ums Leben kamen45. Dabei reichten die
Gruben, an die die entkleideten Opfer herantreten mußten, nicht aus.

„Die Opfer veranlaßte man nunmehr, in die Grube zu steigen und sich
nebeneinander mit dem Gesicht zur Erde bzw., wenn eine Reihe voll
war, auf die bereits Erschossenen zu legen, und zwar jeweils mit dem
Kopf zwischen die Füße der zuvor Erschossenen. Sie wurden sodann
vom Grubenrand aus mit Maschinenpistolen getötet.

Die Erschießungsmethode soll von (. . .) Jeckeln nach Aussage eines
SS-Führers aus seinem Stabe aus platz- und zeitsparenden Gründen eingeführt
worden sein. Sie wurde als ,Sardinenpackung' bezeichnet."46

Anfangs hatte man die Juden auf Jeckelns Befehl gezwungen, in die Gruben
zu springen. Während des Sprunges wurden sie aus Maschinengewehren
und Maschinenpistolen erschossen.

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