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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 481
(PDF, 127 MB)
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Jeckeln den Führern der beteiligten Dienststellen die Vernichtung der Juden
zur vaterländischen Pflicht. Wer keine bestimmten Aufgaben hatte,
mußte als Zuschauer beiwohnen - um niemandem Mitwisserschaft und
Mitzeugenschaft zu ersparen. Jeckelns „Sonderbeauftragter für Partisanen-
und Judenbekämpfung", SS-Obersturmführer Degenhardt, bezeichnet das
später als „System Jeckeln".

Am Morgen des 30.11. dringen ab vier Uhr lettische Polizeibeamte in die
Häuser des Gettos ein und fordern die Bewohner zum Aufstellen auf der
Straße auf. Es werden Kolonnen zu 1000 Personen gebildet mit je vier Beamten
am Anfang und am Ende, „um Übergriffe gegen die Juden zu verhindern
und Zusammenstöße mit Angehörigen anderer Dienststellen zu
vermeiden".

Dabei werden Warnschüsse abgegeben, aber auch gezielte Schüsse bei
Fluchtversuchen. Wer nicht mitkommt und sich an den Straßenrand setzt,
wird auf der Stelle erschossen. Kranke, Alte, Gehbehinderte werden gleich
auf Lkw's geworfen, teils übereinander.

Am Exekutionsort wartet eine Hundertschaft lettischer Schutzpolizisten
mit entsichertem Karabiner, beaufsichtigt von vier deutschen Schupos. Jede
halbe Stunde verläßt eine Kolonne das Getto. An der Strecke sind Absperrketten
gebildet. Gegen Ausbrechende werden MGs eingesetzt. Über
einen Feldweg gelangen die Menschen in eine Waldschneise.

Am Waldrand müssen sie ihr Gepäck ablegen, danach die Wertsachen in
aufgestellte Holzkisten. Die Kleidung mußte auf verschiedene Stapel sortiert
werden - bei Temperaturen von meist unter Null.

Es lag noch Schnee. In Unterwäsche mußten die Juden auf die Gruben
zunicken. Einzeln mußten sie in die Grube gehen und sich mit dem Gesicht
nach unten nebeneinander hinlegen. Aus kurzer Entfernung, teils vom
Grubenrand aus, wurde dann durch Genickschüsse aus russischen Maschinenpistolen
getötet, die auf Einzelfeuer gestellt waren. Gehbehinderte, Alte
und Kinder wurden von kräftigeren Juden in die Grube geführt und hingelegt
.

Die Mehrzahl der Juden ging infolge der ausweglosen Lage demoralisiert,
widerstandslos und gefaßt in den Tod, ohne die Kraft zur Gegenwehr aufzubringen
. Obwohl sie schon bei der Kleiderablage die Schüsse hören
konnten, versuchte fast niemand stehenzubleiben oder zu fliehen.

Geschossen wurde in drei Gruben gleichzeitig von je ein bis drei Schützen.

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