http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0517
Kunststofftonne Papierschlamm gefüllt und mit einem Deckel mit Spannring
dicht verschlossen.
Die Techniker des mobilen Labors nahmen die Tonne, öffneten sie und . . .
rannten fluchend davon. Der Tonne war ein solcher Schwall übelsten Ammoniakgeruches
, vermischt mit weiteren erstickenden Düften, entwichen,
daß eine weitere Annäherung nur mit Atemschutzmaske möglich war. Und
von diesem Stoff wurden zeitweise über 10 000 t im Jahr angeliefert!
Erst nach mehreren Jahren gelang es, diesen Papierschlamm auszuschließen
. Immerhin muß anerkannt werden, daß die Papierfabriken wesentlich
schneller zu einer Verfahrensumstellung bereit waren als die kommunalen
Kläranlagen.
Weil im Hinblick auf das Geruchsproblem mit einer Verbesserung der Beschaffenheit
der Abfallanlieferungen nicht zu rechnen war, im Gegenteil
von Jahr zu Jahr sich die unangenehmen Eigenschaften des angelieferten
Abfalls noch verschärften, wurde das Augenmerk innerbetrieblich auf zwei
Strategien gerichtet, eine intensive Oberflächenabdeckung mit Erdreich
und eine wirksame Absaugung des Deponiegases mit anschließender Verbrennung
über mehrere Fackeln.
Die Verstärkung der Erdabdeckung stieß in zweierlei Hinsicht bald an
Grenzen. Zum einen konnte das benötigte Erdmaterial nicht in ausreichendem
Maß dem Berg entnommen werden. Es wurde daher Erdaushub eingesetzt
, der in immer größeren Mengen angeliefert wurde. Diese Form der
Entsorgung kollidierte aber mit der Notwendigkeit, mit dem kostspieligen
Deponieraum sparsam umzugehen.
Zum anderen aber hatte die Wissenschaft inzwischen entdeckt, daß der Abbau
der organischen Substanz im Müll ungünstig verläuft, wenn immer
wieder wasser- und gasundurchlässige Sperrschichten aus Erde in den an
sich locker gefügten Abfall eingebunden werden, so daß schließlich das
Regierungspräsidium dringend empfahl, die Erdabdeckung nur als Oberflächenabschluß
einer fertigen Terrasse vorzusehen.
Die Absaugung des Faulgases aus der Deponie, dessen brennbare Komponente
aus Methangas mit einem Anteil von bis zu 60% besteht, erfolgte anfangs
über die Sickerwasserdrainage, bald aber zusätzlich über senkrecht
gebohrte Glasbrunnen, von denen im Südteil über 50 und im Nordteil bisher
mehr als 40 Stück eingerichtet wurden.
Das für die Absaugung eingerichtete und zu unterhaltende Leitungsnetz ist
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