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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 531
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0531
sah die Beine des Vaters in dunklen Hosen, den Knick im Knie, die Stiefelspitze
, welche den weißgescheuerten Boden in steilem Stande traf, und erblickte
die sandhelle Sohle. Ich sah die Füße der unbeweglich sitzenden
Gehilfen um die Beine der Stühle geschlagen. Wieviel mehr der Vater war,
ermaß ich an der unbedenklichen Freiheit seines Stehens zwischen den Gehilfen
, die ihren Stühlen hörig schienen. Der Vater sprach nicht. Es war eine
vollkommene Stille; lebendig war allein die Luft, die ins Fenster atmete
, und die offenbare, noch sich selbst überlegene Freiheit des Vaters."13

Aber dieses Bild trübte sich nur zu bald. Immer öfter ist in den Erinnerungen
die Rede von Schwächeanfällen und Schweißausbrüchen, von nächtlichen
Blutstürzen, Arztbesuchen, langen Krankenlagern und noch längeren
Aufenthalten in in- und ausländischen Kurorten. Der Vater hatte es (wie
man so sagte) an der Lunge, und er verfiel immer mehr.

Die Leidensgeschichte des Steuerkommissärs Wilhelm Hausenstein schlug
sich auch in seiner Dienstakte nieder. So ersuchte er am 10.8.1885 um eine
mehrwöchige Verlängerung seines Urlaubs, nachdem man ihm schon zuvor
„mit Rücksicht auf seine leidende Gesundheit einen von dem behandelnden
Arzt als unbedingt nothwendig bezeichneten vierwöchentlichen
Urlaub zum Gebrauche einer Luftkur bewilligt" hatte. Am 13.11. desselben
Jahres erbat er eine weitere Verlängerung um drei Monate, mit der Begründung
, „daß sich zwar sein Gesundheitszustand durch die im Sommer
d. Js. angewendete Luftkur derart gebessert habe, daß eine vollständige
Genesung bei einer einigermaßen günstigen Spätjahrs- und Winters-Witterung
auch ohne weitere Kur zu erwarten gewesen wäre, daß jedoch der ihn
behandelnde Arzt mit Rücksicht auf die dermaligen ungünstigen Witterungsverhältnisse
angerathen habe, sich in thunlichster Bälde einer Winterkur
in Davos zu unterziehen". Am 17.11.1886 hieß es dann: „die Krankheit
des Steuerkommissärs Hausenstein dauert immer noch fort und ist derselbe
nunmehr nach ärztlichem Ausspruch genöthigt, seinen Aufenthalt auf längere
Zeit im Süden zu nehmen"; weshalb er bis zum Frühjahr 1888 beurlaubt
wurde. Am 20.6.1891 hieß es wiederum: „Steuerkommissär Hausenstein
in Mosbach, welcher seit dem Jahre 1884 lungenleidend ist, wurde im
Frühjahr dieses Jahres von einer Lungenblutung befallen, in Folge derselben
es ihm nicht mehr möglich war, seinen Dienst zu versehen." Wiederholt
wird darauf hingewiesen, daß Hausenstein „durchaus dienstunfähig ist
und zu seiner Erholung noch ein längerer Kurgebrauch nöthig ist". Doch
schon am 30.10. desselben Jahres vermerkte die Behörde anläßlich einer
weiteren Verlängerung des Urlaubs: Hausenstein sei „noch nicht in der Lage
, seinen Dienst wieder zu übernehmen, befindet sich vielmehr im hiesigen
Vincentiushause in ärztlicher Behandlung"; ja es sei sogar, „wie uns
außerdienstlich bekannt geworden ist, der Krankheitszustand Hausensteins

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