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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 605
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Sinn, den er in seinem Tagebuch einmal so ausdrückte: „säße ich heute
schon lange in einem Betriebe drinnen, so wäre ich künstlerisch sicherlich
erledigt"7. Sehr wahr: das Freiberufliche ist per se die gegebene Grundlage
für den, der nach künstlerischer Autonomie strebt. Das war das eine. Doch
schwerlich kann man übersehen, daß bei Meier dahinter zugleich auch etwas
anderes, nämlich eine gewisse menschliche Scheu steckte. Tatsächlich
waren denn auch weniger jenes gesunde Selbstbewußtsein, das zur Freiheit
drängt, als vielmehr Selbstzweifel, von denen er sich so manchesmal
bleischwer niederdrücken ließ, und ein oft empfundenes Gefühl der Unsicherheit
und Orientierungslosigkeit die Begleiterscheinungen dieses Lebenswegs
. Diese persönliche Lage wuchs sich zu blanker Verzweiflung
aus, als Meier angesichts der großen Wirtschaftskrise Anfang der dreißiger
Jahre das Schicksal so vieler teilen mußte und materiell ins Bodenlose zu
stürzen drohte. Drei Töchter - Marianne, Gertrud und Reingard - waren
ihm und seiner Frau zwischen 1926 und 1931 geboren worden und mußten
versorgt werden. Im Frühsommer 1932 war die berufliche und damit die
materielle Lage so trostlos, daß Anna, die dann zu allem Unglück auch
noch schwer erkrankte, sich mit den Kindern für einige Zeit aufs Land in
ihr Elternhaus in Schutterwald-Höfen zurückziehen mußte. Es schien ungewiß
, ob die Familie die Wohnung in Heidelberg werde halten können.
Im Herbst 1932 begann sich die Lage langsam zu entspannen, Anna konnte
mit den Kindern wieder zurückkehren.

Das waren traumatische Erfahrungen. Der Beruf des Künstlers bedeutete
eine ständige und große, vielleicht sogar übergroße Herausforderung an
Meiers Leben, und er band ihn an die städtischen Zentren. Nun hatte er
dramatisch erfahren müssen, daß er von einem gänzlichen Scheitern nicht
weit entfernt gewesen war. Um so mehr erschien ihm seine Herkunft, seine
Heimat, das Behütete seiner Kindheit in einem verklärten Licht, und um so
stärker öffnete sich in seinem Leben ein Zwiespalt, den er auf dem Höhepunkt
der Not 1932 einmal so zum Ausdruck brachte: „. .. letzte Hoffnung
bleibt immer die Heimat, aber dann ade Sache und Arbeit"8.

Dieser heimatliche Ankerpunkt - das war seit einigen Jahren freilich weniger
sein eigenes Elternhaus in Langhurst als vielmehr das seiner Frau in
Höfen. Dazu an dieser Stelle eine kurze Bemerkung: Anna war eine durchaus
stolze und dem Leben zugewandte Frau. Die dörfliche Tracht, die sie -
wie auf dem oben abgebildeten Hochzeitsporträt zu sehen - noch trug, als
sie in den zwanziger Jahren zu ihrem Mann nach Heidelberg übersiedelte,
war bald abgelegt und ein städtischer Habitus angenommen. Dennoch
blieb sie ihrer Herkunft immer eng verbunden. Anna war ein, vielleicht
überhaupt das stabilisierende Element im schwierigen Leben Andreas Meiers
. Natürlich konnte die Frau vom Land dem künstlerisch tätigen Mann

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