http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0606
Abb. 7: Porträt des
Schwiegervaters
Ferdinand Braunstein.
Lithographie, 1920
nicht direkt beruflich oder materiell nutzen, im Gegenteil. Aber ihre familiäre
Herkunft war in einem ideellen Sinn von ganz eigenem und besonderem
Gewicht, das so auch ihrem Mann zugute kam. Meier hatte in der Familie
seiner Frau nämlich Freunde und Gleichgesinnte gefunden. Die Eltern
, insbesondere der Vater von Anna, Ferdinand Braunstein, hatten viel
von jener eigenartigen Würde und bodenständigen Klugheit, die angesehene
und wohlhabende Bauern früher auszeichnete. Meier hat die Charakterköpfe
seiner Schwiegereltern schon früh im Porträt festgehalten (Abb. 7).
Die Braunsteins waren musisch sehr begabte Menschen. Ungewöhnlich für
die Verhältnisse auf dem Land zu Beginn des Jahrhunderts war das Klavier
in Annas Elternhaus, um das sich die Familie abends oft versammelt hatte,
um gemeinsam zu singen und zu musizieren.9 Anna selbst sang ihr ganzes
Leben lang gerne und gut. Während der eine Bruder Annas, Josef - ein ungewöhnlich
gescheiter Mann, von dem Meier einmal sagte, er sei ihm moralisches
und religiöses Vorbild - den Hof übernahm, konnten die andern
beiden, Albert und Hermann, in Offenburg das Gymnasium besuchen und
wurden später Lehrer. In der Schutterwälder Kirche spielten die beiden die
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