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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 631
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tet) die Närrinnen am Dienstagabend zum „Schuren" in den Wirtshäusern,
um insbesondere Strieble, die in großen Mengen kostenlos ausgegeben
wurden, zu essen. Schon nach der Elfemeß am Fasnetdienstag, einem Umzug
der Hansel und Narren um die Stadt, gab es in den Elfemeßwirtschaften
, wo die Teilnehmer nach dem Umzug gemütlich zusammensaßen, neben
den Strieble auch Stockfisch und Heringssalat.

In den 1950er Jahren wurde der Aschermittwoch im Narrenfahrplan der
Freien Narrenzunft Wolfach in Erinnerung an die einstige Ratszehrung
zeitweise als „Schauertag" oder „Schauer-Mittwoch" bezeichnet38.

In seinem Buch über das Brauchtum im Jahreslauf schreibt Dieter Hund,
daß der Schauertag in Wolfach als „Abfeier der Fastnacht" mit großen
Essen gehalten wurde39. Dies entspricht nicht dem Quellenbefund, der den
Begriff „Schauertag" eindeutig als eine Ratszehrung ausweist. Der
Schauertag hat von seinem Ursprung her nichts mit dem Fasnachtsbrauchtum
zu tun, das vom 16. bis 18. Jahrhundert ausdrücklich verboten war40.

Dieter Hund zitiert in seinem Buch ohne genaue Quellenangabe eine von
Heinrich Hansjakob stammende Beschreibung der angeblichen Entstehung
des Schauertages im 30jährigen Krieg41. Hansjakob versteht dabei den Begriff
„Schauer" in bezug auf den Schwedeneinmarsch 1646 im Sinne von
„Grusel, Schrecken". Diese Entstehungsgeschichte bezieht sich nicht, wie
Hund vermutet, auf den bereits im 14. Jahrhundert erwähnten Schauertag
selbst, sondern nur auf den Brauch, am Aschermittwoch in Erinnerung an
einen Vogt, der die Stadt Zell a.H. vor einer drohenden schwedischen Invasion
warnte, einen Jungen zum Schwertmeister und ein Mädchen zur
Schwertmeisterin zu wählen.

Exkurs: Der Elzacher Schuddig

Karl Siegfried Bader und Josef Weber kamen durch die Auswertung Elzacher
Aktenbelege zu dem Schluß42, daß der Name der Elzacher Narrenfigur
„Schuddig" aus dem Begriff „Schauertag" entstanden sei. Der Name
„Schauertag", zunächst nur als Bezeichnung für die Ratszehrung am
Aschermittwoch verwendet, ging demnach im Laufe der Zeit auf die von
den Elzachern gepflegten Narrenbräuche an diesem Tag über, die vermutlich
mit dem heute noch üblichen Taganrufen vergleichbar sind, um
schließlich im 19. Jahrhundert die Narren selbst zu bezeichnen, die diesen
Brauch ausüben: die „Schurtigsnarren"43. Ein anderer Erklärungsversuch
leitet den Begriff „Schuddig" vom Wort „Schote" oder „Schaute" ab, das
aus dem Hebräischen stammt und „Narr" bedeutet44.

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