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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 637
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ren Gemeinden lassen sich solche „Wassertaufen" als Fasnetbrauch bis ins
15. und 16. Jahrhundert zurückverfolgen74. Bei der Entstehung dieser
Bräuche kann die Bedeutung des Aschermittwochs als Reinigungs- und
Sühnetag eine Rolle gespielt haben. In Tirol war am Aschermittwoch der
„Dinseltag" der Metzger, an dem die Lehrlinge ihren „Metzgersprung" in
einen Brunnen ausübten75. Den Brunnensprung gibt es z.B. in Munderkin-
gen a.d. Donau auch heute noch.

4. Die Geldbeutelwäsche

Die Geldbeutelwäsche ist ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
weitverbreiteter Finalbrauch der Fasnet76, der damals auch öfters in Verbindung
mit dem Fasnetbegraben gepflegt wurde. Der Brauch geriet zur
Jahrhundertwende in vielen Orten in Vergessenheit und fand in Süddeutschland
erst nach dem 2. Weltkrieg wieder größere Verbreitung.

Die Wiederbelebung der Wolfacher Geldbeutelwäsche fand bereits 1924
bei der ersten Fasnet nach dem 1. Weltkrieg statt. Die Fasnet wurde damals
nur in kleinerem Rahmen durchgeführt, das Festspiel nicht durch das Nar-
ren-Comitee, sondern durch den Turnverein aufgeführt77. Nach den langen
Jahren ohne Fasnet feierten besonders die jungen Narren wieder kräftig
mit und verbrannten am Dienstagabend um Mitternacht nach dem letzten
närrischen Beisammensein die Fasnet. In der Mittagspause am Aschermittwoch
trafen sich vier der jungen Narren, darunter Hans Ulmrich und Albert
Sandfuchs jun., um ihren Kater mit einem sauren Hering zu
vertreiben78. Sie gingen zum Gemischtwarengeschäft Alfred Albanus
(Hauptstraße 53) und kauften für jeden einen Hering mit einer Scheibe
Schwarzbrot. Da in dem kleinen Ladengeschäft kein Platz zum Sitzen war,
stellten sie einen Tisch und vier Stühle auf den Bürgersteig und verspeisten
dort ihre Fische. Nachdem sie mit ihrem letzten Geld die Rechnung für das
Mahl bezahlt hatten, machte der jüngste der vier, Hans Ulmrich, den Vorschlag
, die leeren Geldbeutel am Stadtbrunnen zu waschen. Ohne es zu
wissen, hatten die vier damit die durch Hansjakob für 1865 bezeugte Geldbeutelwäsche
wiederbelebt (siehe Zitat im Abschnitt über das Fasnetbegraben
). Nach dem Krieg 1870/71 hatten die Wolfacher, wie aus einer Zeitungsnotiz
hervorgeht, die Geldbeutel vorübergehend nicht mehr im Stadtbrunnen
, sondern im Gewerbekanal bei der Stadtbrücke gewaschen. Gegen
Ende des 19. Jahrhunderts war die Geldbeutelwäsche in Vergessenheit geraten
.

1925 beteiligten sich 7 Narren an der Geldbeutelwäsche. Im Jahr darauf
führten die Wäscher den Gang zur sog. „Klagemauer" beim Finanzamt

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