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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 682
(PDF, 127 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1996/0682
wußte künstlerische Gestaltung erhalten
und stellten das Abbild einer utopischen
Stadtgemeinde dar. Als geistige Quelle
findet der Verfasser im Vergleich mit ähnlichen
politischen Entwürfen der Zeit die
Utopia des englischen Philosophen Thomas
Morus.

Um ein anderes Volksbuch oder besser um
seine Adaption kümmert sich Ulrich Seelbach
(Berlin). Er verteidigt Johann
Fischarts komisches Versepos „Eulenspiegel
reimensweis" gegen seine Verächter unter
den Literaturwissenschaftlern, von denen
er behauptet, sie hätten Fischart entweder
mißverstanden oder gar nicht gelesen.
Gegen die Vorwürfe des Grobianismus, der
Geschwätzigkeit und der langweiligen Passagen
setzt Seelbach Wortwitz, treffende
Spruchweisheiten und komische Dialoge,
die Fischart anwendet, um durch die Gestalt
Eulenspiegels die Schwächen der
Menschen, insbesondere der Gelehrten und
Geistlichen zu glossieren.
Eine „politische Schrift" des elsässischen
protestantischen Pfarrers Israel Murschel
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stellt
Achim Aurnhammer (Freiburg i.Br.) vor.
Da sich die Literaturwissenschaft bisher
um Murschel wenig gekümmert hat, fügt
Aurnhammer im ersten Teil einen Lebensbericht
zusammen und beschreibt den
zeitgenössischen reichsstädtischen Hintergrund
. Der zweite Teil interpretiert die Allegorie
Murschels der Verfassung Straß-
burgs „Flos Reipublicae Argentinensis",
in der ein elsässisch-deutsches Nationalbewußtsein
beschworen wird. Unter dem
Druck französischer Annexionsgelüste
auf das Elsaß erschien es notwendig, die
alten Verbindungen zum deutschen Reich
zu festigen, um die traditionellen Privilegien
zu sichern und einer drohenden Isolation
zu begegnen. Mit einer poetischen
Deutung der Lilie im Straßburger Wappen
und Anleihen aus der Bibel und theologischen
Schriften beider Konfessionen
wirbt Murschel für sein Anliegen. Im Anhang
listet Aurnhammer die bislang bekannten
Werke Murschels auf.

Hermann Wiegand (Mannheim) wendet
sich einem bisher vernachlässigten Bereich
der Literaturgeschichte zu, den im
deutschen Kulturraum der frühen Neuzeit
entstandenen Werken in lateinischer Sprache
. Mit einem Vergleich einer deutschen
und einer lateinischen Schilderung desselben
Ereignisses, eines Schützenfestes in
Heidelberg des Jahres 1554, in Knittelversen
die eine von Leonhard Flexel, in lateinischen
Distichen die andere von Jacob
Micyllus, will er das Defizit abbauen helfen
. Wiegand beschreibt zunächst allgemein
die höfische und bürgerliche Festkultur
mit ihrem literarischen Begleitprogramm
und dann speziell die Schützenfeste
. Er interpretiert die beiden Gedichte
und findet, daß die lateinische Version
sich stärker der Psychologie der Wettkämpfer
zuwendet, die deutsche dagegen
die äußere Abfolge mit ihren realistischen
Details als Stoff bevorzuge. Der Hauptunterschied
aber liege in der sozialen Perspektive
, Flexel preise in der Volkssprache
die bürgerliche Gemeinschaft, Micyllus
dagegen verherrliche das kurpfälzische
Fürstenhaus.

Mit dem Bericht über eine von ihm wieder
entdeckte Schrift macht Reinhard
Breymayer (Ofterdingen) Johann Daniel
Müller einem breiteren Lesepublikum bekannt
. Seine Bedeutung liegt darin, daß er
sich an dem berühmten Streit zwischen
Hauptpastor Goeze und Lessing über den
Wahrheitsgehalt des Bibeltextes beteiligte
, indem er beide Kontrahenten angriff.
Ausführlich behandelt Breymayer die
theologische Position Müllers und die
Einflüsse, besonders die Swedenborgs,
die sie bestimmten.

Wilhelm Kühlmann (Heidelberg), der
auch die Edition der Festschrift besorgte,
publiziert bisher unveröffentlichte Briefe,
die Gottlieb Konrad Pfeffel und Johann
Heinrich Jung-Stilling einander schrieben.
Mit dem Gedankenaustausch der beiden
Partner mit recht unterschiedlichen weltanschaulichen
Vorstellungen, der eine ein
Anhänger der Aufklärung, der andere ein

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