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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
76. Jahresband.1996
Seite: 691
(PDF, 127 MB)
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ne sehr gut dokumentierte Geschichte des
Baus und der Wallfahrt. 1631 wird die
Kapelle durch Blitzschlag zerstört. Die
Mittel für den Wiederaufbau sind im
Dreißigjährigen Krieg nur sehr schwer
aufzubringen. Man nimmt dazu auch die
konfiszierten Vermögen von „Jacoben und
Christian Baßlers Ehewürtin, so . . . verübter
Hexerei halber iustificiert", also
zum Tod verurteilt und hingerichtet worden
war.

1694 hatte die Kirche die heutigen Maße,
allerdings nur drei Joche des Langschiffs.
Schon 1804 wollte der Ortspfarrer die
Kirche vergrößern und den einsturzgefährdeten
Turm sanieren. Aber es fehlte
das Geld. Ein Entwurf folgte dem andern,
bis endlich 1876 die Ausschreibungen beginnen
konnten. 1878 wurde die Kirche,
um vier Joche verlängert, vom Freiburger
Weihbischof Lothar von Kübel konse-
kriert.

Von der barocken Ausstattung gibt es nur
noch das Chorgestühl. Dominierend aber
und wie geschaffen für den gotischen 3/8-
Chor präsentiert sich Ferdinand Langenbergs
neugotischer Schnitzaltar von 1896.
Er konnte 1954 aus der Duisburger St. Josefskirche
erworben werden und gibt dem
spätgotischen Gnadenbild der Pietä einen
glänzenden Rahmen. Im Zentrum die Szenen
der Passion: Ölberg (links), Verurteilung
(rechts) und Kreuzigung (oben), darunter
die Schmerzensmutter mit dem toten
Sohn auf dem Schoß. Die Seitenflügel
zeigen die Verkündigung (links) und den
Stall zu Bethlehem (rechts). Aus der Zeit
vor und nach 1900 stammen viele weitere
Bildwerke, die Scheurer sachkundig beschrieben
hat. Er gibt Kurzbiographien
der beteiligten Künstler, von denen Augustin
Kolb (Decke) in vielen badischen
Kirchen vertreten ist. Erst in den letzten
Jahren hat man ihn - so in Lahr-Reichenbach
und in der Offenburger Dreifaltigkeitskirche
„wiederentdeckt".
In ihrer Bedeutung gewürdigt werden besonders
die Glasfenster von Albert Birkle,
die in den 60er Jahren aufgrund einer persönlichen
Freundschaft mit dem Wein-
gartner Pfarrer Amann geschaffen wurden
.

Scheurer hat der Kirchenbeschreibung sogar
ein Kapitel „Zahlensymbolik des Innenraums
" hinzugefügt: Er sieht die
Weingarten-Kirche in der Bautradition
des Mittelalters, wo das Gotteshaus immer
auf die ideale Ordnung des himmlischen
Jerusalems verwies.
Daß das Büchlein mit dem Gnadenbild
der Schmerzhaften Mutter schließt, zeigt,
daß Scheurer nicht nur die Kunstgeschichte
interessiert, sondern auch die
Frömmigkeit der Menschen, der eigentliche
Ursprung dieser Wallfahrtskirche im
Weingarten.

Gottfried Wiedemer

Friedrich A. Schiller (Hg.), Das entführte
Kamel und andere Geschichten
aus Baden und Württemberg, Konrad
Theiss-Verlag Stuttgart, 320 S.

Der Titel dieser Anthologie, die gleichermaßen
landeskundlichen und literarischen
Leseinteressen entgegenkommt, macht
neugierig. Er lehnt sich an eine Erzählung
des in Syrien geborenen und seit 1971 in
Deutschland lebenden Schriftstellers
Rafik Schami alias Suheil Fadel an.
Schon darin wird die Bemühung sichtbar,
vermeintlich „Fremdes" und bislang Ausgegrenztes
in den Horizont des Vertrauten
einzubeziehen. So finden sich auch Texte
von Mark Twain und dem italienischen
Literaturprofessor Claudio Magris. Neben
eher bekannten jüdischen Autoren wie
L. Feuchtwanger und Berthold Auerbach
hat der Herausgeber einen Auszug eines
autobiographischen Textes von Jacob Picard
, dem Chronisten des alemannischen
Landjudentums, aufgenommen. In diesem
Zusammenhang sei darauf verwiesen, daß
im Konstanzer Faude-Verlag eine
zweibändige Werkausgabe Picards erschienen
ist, die von Manfred Bosch sorgfältig
ediert wurde.

Den Schwerpunkt markieren Texte aus

691


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