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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 241
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kationen der Sieben Planeten, wie sie in zahlreichen Varianten von den
Nürnberger Kleinmeistern aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt sind6.

Kurz nach Veröffentlichung der graphischen Vorlagen fanden die Motive
Verwendung in Fassadendekorationen von Wohnhäusern, bei der Ausschmückung
von rheinischem und westerwälder Steinzeug, auf Reliefs für
gußeiserne Ofenplatten und auf Ofenkacheln7.

Der Offenburger Merkur läßt sich auf keine der bislang bekannten Kupferstichfolgen
zurückführen. Deutliche Übereinstimmungen im Bildaufbau
und bei der Angabe von Attributen gibt es mit einer Kupferstichfolge, die
im Jahre 1539 von Hans Sebald Beham in Nürnberg gefertigt wurde (Abb.
4, 5, 7)8. Der Kleinmeister Beham (1500-1550) verdiente sich seinen Lebensunterhalt
, indem er Kupferstiche und Holzschnitte als Vorlagen für
Goldschmiede, Holzschnitzer und Modelleure anfertigte. Die siebenteilige
Bildfolge mit der Serie der Sieben Planeten zeigt jeweils eine stehende
Ganzfigur. Zu ihren Füßen erkennt man ein oder zwei Tierkreiszeichen. Zu
Füßen von Merkur stehen auf der rechten Seite zwei sich umarmende,
gleich große Kinder, die Allegorien der Zwillinge (Abb. 7). Daneben ist
das Tierkreiszeichen Jungfrau in Form einer Nereide, einer Meerjungfrau
mit Fischleib, gebildet. Eine annähernd übereinstimmende, jedoch spiegelbildliche
Darstellung von Virgil Solis (1514-1562) aus der Mitte des 16.
Jahrhunderts zeigt, daß in der Folge der Arbeiten Hans Sebald Behams eine
Vielzahl von Werken entstand, die nur unwesentlich von der einmal gefundenen
Anordnung der Figur und ihrer Attribute abweichen. Die Darstellung
wurde von Handwerkern und Künstlern gleichermaßen in leicht
abgewandelter Form aufgegriffen, so beispielsweise auf einer Bronzeplakette
, die um 1550 in Nürnberg entstand sowie auf der Wandung eines bald
nach 1600 gefertigten Deckelkrugs des Chemnitzer Zinngießers Paul
Günther9.

Eine braun glasierte Kachel mit der Darstellung der Venus, die im Oktober
1993 beim Tieferlegen eines Kellers in der Freiburger Innenstadt gefunden
wurde (Abb. 6)10, weist weitgehende Übereinstimmung mit der graphischen
Vorlage von Hans Sebald Beham auf (Abb. 5). Venus, die Göttin der
Liebe, hält einen Uberlangen Pfeil und ein flammendes Herz in ihren Händen
. Die Figur im Innenfeld gibt sich durch ihre Attribute und durch die
Inschrift VENVS auf einem Schriftband mit eingerollten Enden als die
Planetengöttin zu erkennen. Die rechte Hälfte des Schriftbandes, das sich
an der Freiburger Venuskachel nicht mehr erhalten hat, trug ursprünglich
die Jahreszahl 1566, das Datum der Entstehung des Models". Die Jahreszahl
bildet den Terminus post quem für die Datierung des Freiburger
Stückes. Die Datierung auf der Vorderseite der Kachel gibt uns damit den

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