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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 341
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Die letzten Eremiten in Wolfach und anderswo

Johannes Werner

Ich hab getragen lange Zit
Ein hären Kleyd, hilfft mich jetzt nit:
Bin nicht sicher in meiner Clauß,
Die Stund ist hie, mein G 'bet ist aus.

Totentanz von Basel (,Der Waldbruder')

Eremiten sind Menschen, die nicht gemeinsam mit anderen, sondern einsam
leben; als Einsiedler, weltfern und weltfremd. Und warum? Um ihren
Frieden und um sich selbst zu finden; um zu sich selbst zu kommen und
über sich hinaus; also um Gott zu finden.

So war es von Anfang an, und so ist es auch geblieben, obwohl sich die anfänglichen
Eremiten bald in Kolonien und Klöstern zusammenfanden und
zu Zönobiten wurden. Echte Eremiten gab es weiterhin und überall1.

Es gab sie auch hierzulande, und zwar schon früh. Irische Mönche suchten
die Wüste, von der sie bei den Wüstenvätern lasen, und fanden sie nicht im
eigenen Land, sondern in den unwirtlichen, wilden Wäldern und Bergen
beiderseits des Rheins: so wie etwa Trudpert oder Landelin oder jener
sagenhafte Offo, der Offoniscella (später: Schuttern) gründete; und so wie
alle anderen, deren Zellen zu Keimzellen, deren Klausen zu Klöstern wurden2
.

Ein solcher Eremit tritt noch bei Grimmelshausen auf. Mit seinem langen
Haar und Bart, mit seinem langen Rock, der „mit mehr als tausend
Stückern von allerhand Tuch überflickt und aufeinandergesetzt"3 war, jagt
er dem jungen Simplicius zwar einen ungeheuren Schrecken ein - doch am
Ende wird dieser Simplicius selber ein solcher Eremit, nämlich oben „auf
einem hohen Gebirg, die Moos genannt, so ein Stück vom Schwarzwald
und überall mit einem finstern Tannenwald überwachsen ist"4. Auch
Scheffel wußte teils aus alten Akten, teils aus eigener Anschauung von solchen
Eremiten5. Ein ganzes Genrebild lieferte Lucian Reich, als er ein sogenanntes
,Bruderkirchlein' beschrieb: „Hinten an das Gotteshäuslein angebaut
ist die Wohnung des Bruders Cyriack, eines Einsiedlers oder Waldbruders
, wie sie damaliger Zeit noch häufig anzutreffen gewesen. In seiner
engen Klause trieb der Bruder allerlei Handthierung; er goß Heiligenbildchen
aus Wachs, drechselte aus Holz und Bein zierliche Rosenkränze,

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