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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 370
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kung M. B. Valentinis in seiner Schrift Museum Museorum oder vollständige
Schaubühne alle Materialien und Specereyen (1714), daß man in
Holland aus Ton künstliche Krebsaugen fabriziere. Mitte unseres Jahrhunderts
waren die kleinen Halbkugeln noch in Münchner Apotheken erhältlich
und wurden in der Schweiz gegen Seitenstechen genutzt.

4. Skapulier (Kat. Nr. 7)

Das größte Objekt in der Spanschachtel ist ein Skapulier (Abb. 3). Das
Skapulier24 war ursprünglich Teil des Ordenskleides. Später entwickelte es
sich in verkleinerter Form - zwei gleich große Stoffvierecke, eines auf der
Brust, das andere im Nacken gelegen, zusammengehalten von zwei Trägerbändern
über den Schultern - zu einem kirchlich gestifteten, geweihten
Bekenntniszeichen, das die Zugehörigkeit zu einer geistlichen Bruderschaft
(Kleines Skapulier) oder einem Dritten Orden (Großes Skapulier)
symbolisierte. In der Neuzeit wurden verschiedene Skapuliere kirchlich
approbiert; das bekannteste war das braune des Karmeliterordens, in dessen
Reihen auch die Überlieferung entstand, daß Maria dem sei. Simon
Stock 1251 ein Skapulier überreicht habe.

Neben diesen kirchenweit aktiven Skapulierbruderschaften einzelner Orden
gab es besonders an Wallfahrtsorten lokale Skapulierbruderschaften,
deren Mitglieder aber auch von weit her kommen konnten. So besaß die
1698-1783/1791-1840 bestehende Skapulierbruderschaft des Marienwallfahrtsorts
Triberg stets auch Mitglieder aus dem Kinzigtal und Umgebung25
. 1910 erlaubte Papst Pius X., statt eines Skapuliers eine geweihte
Herz Jesu-Muttergottes-Medaille zu tragen. Der häufigste Typ dieser Medaillen
zeigt auf einer Seite ein Brustbild Jesu, der auf sein flammendes
Herz weist, und auf der anderen Seite eine auf Wolken sitzende Maria mit
ihrem Kind auf den Knien, das ein Skapulier nach unten reicht. Das Skapulier
verschwand aber nur allmählich, auf der Westalb wurde es noch in
den 1930er Jahren getragen26. Das unablässige Tragen des Skapuliers -
möglichst auf der bloßen Haut - war mit Ablässen verbunden; man erhoffte
sich im Krieg Schutz, und wahrscheinlich wurde es auch als Amulett
eingesetzt.

Unser Skapulier ist eine Kombination zweier von den Lazaristen (s. u.
Kap. 9) propagierter Skapuliere; das 1847 approbierte rote Passionsskapu-
lier und das gleichfarbige, 1900 approbierte Skapulier von den Heiligsten
Herzen Jesu und Mariä. Noch zu klären wäre, ob das Skapulier ein Kom-
positskapulier darstellt, bei dem die auf der Rückseite angenähten Stoffstücke
als pars pro toto für weitere Skapuliere ständen: das schwarze von

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