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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 488
(PDF, 127 MB)
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tholischen Volksschriftstellern Alban Stolz und Heinrich Hansjakob beeinflußt
wurde.

Der katholische Geistliche Alban Stolz (1808-1883), der in Baden wohl zu
den meistgelesenen Volksschriftstellern zählte, hat als „Kalendermann" antisemitische
Ressentiments verbreitet. Seine zahlreichen Angriffe gegen
die Juden gipfelten in der im Kalender von 1874 enthaltende Warnung:
„Am schlimmsten aber sind die Zeitungsjuden und Börsianer, welche in
Frankfurt, Berlin und Wien die verteufelten Zeitungen schreiben und mit
ihren Bankgeschäften geldfett werden bis zum Zerspringen. Darum halt
Dir alles vom Leib und auch von der Seele, was vom Jud' kommt!"10

Der katholische Pfarrer und Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob
(1837-1916) war ein großer Verehrer von Alban Stolz, der während seines
Studiums an der Universität Freiburg als Professor für Pastoraltheologie
und Pädagogik sein Lehrer war". Wie Alban Stolz vertrat Heinrich Hansjakob
einen wirtschaftlichen Antisemitismus, aber auch Aversionen gegenüber
jüdischen Schriftstellern. In seinen Tagebuchblättern „Stille Stunden
" schrieb er 1904: „Ich bin Antisemit in Bezug auf die Geld-, Börsen-,
Ring-, Trust- und Wucherjuden, die nicht bloß zahlreiche Einzelmenschen,
sondern ganze Völker ausbeuten, und ich bin schlecht zu sprechen auf die
Literaturjuden, welche das Christentum verhöhnen . . ,"12

Bereits in seinen 1871 erschienenen Reiseerinnerungen „In Italien" meinte
Hansjakob, den Juden sei kein Berg zu hoch und kein Tal zu tief, wenn sie
glaubten, etwas verdienen zu können. Widrig und arrogant seien die „aristokratischen
" Juden, „die neben Geld auch zu Ansehen gelangten Juden
und Jüdinnen - und die meisten Literaturjuden."13 Die Juden hätten, so
wollte Hansjakob wissen, gute Freunde bei den Sozialdemokraten und
Kommunisten14, die er ohnehin als große Gefahr einschätzte15.

Gegen „ das internationale Judentum "

Wie später die Nationalsozialisten sah Hansjakob bereits 1901 eine jüdische
Weltverschwörung, wenn er in seinen Tagebuchblättern „In der Karthause
" schrieb: „Die Juden beherrschen heute nicht bloß den Geldmarkt -
und Geld regiert die Welt - sie beherrschen auch die Presse und die Literatur
, den geistigen Weltmarkt. Ja, sie haben in manchen Ländern den größten
Einfluß auf die Politik und auf die Gesetzgebung und entscheiden über
Krieg und Frieden . . . Das internationale Judentum zieht heute aus den europäischen
Völkern mehr Milliarden als der Militarismus, und seine Macht
ist auch größer als die aller europäischen Armeen zusammen. Die Juden

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