Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 510
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0510
Lücken sind nicht zu schließen, abgesehen davon, daß kein Informant je
Kenntnisse über die eigentlichen Aktivitäten und die „Sintflut absolut
kindlicher Befehle"10 Himmlers und seines engsten Stabes, die der höchsten
Geheimstufe unterlagen, haben konnte. So muß sich diese Untersuchung
zur Aufhellung und Darstellung dieses Kapitels weitgehend auf die
„oral history" beschränken. Dem Wunsch der Informanten, auf die Nennung
ihres Namens zu verzichten, wird entsprochen. Alle Einzelheiten,
auch die kleinste, beruhen auf ihren Aussagen oder sind Originalquellen
oder der Literatur entnommen.

Ein sichereres Versteck für einen NS-Prominenten als einen Eisenbahnzug
auf dem Bahnhof in Triberg gab es vermutlich im ganzen deutschen
Reichsgebiet nicht. Das enge Gutachtal, die hohe Felswand am Bahnhof
und der Wald machten es beim damaligen Stand der Waffentechnik gegnerischen
Flugzeugen nahezu unmöglich, ein solches Ziel zu treffen.

Neben dem topographischen bildeten die Tunnels in unmittelbarer Nähe
oberhalb und unterhalb des Bahnhofs, der Kleine und der Große Triberger
Kehr- und der Großhaldetunnel, den zweiten Sicherheitsfaktor. Sie konnten
in kürzester Zeit erreicht werden. Die Regel war, daß der Zug vor Fliegerangriffen
talwärts in den Großhaldetunnel (326,72 m) fuhr, er wurde aber
auch im Großen Kehrtunnel (835,01 m) gesehen, der Kleine Kehrtunnel
(91,93 m)11 war zu kurz, der Großhaldetunnel auch. Die hintere Lokomotive
stand dann unter freiem Himmel. Der übrige Zugverkehr verlief eingleisig,
die Züge mußten „falsch fahren", wie es in der Fachsprache hieß. Den
Jagdbombern war es unmöglich, den Luftalarm zu überholen, so daß das
Katz-und-Maus-Spiel immer zugunsten des Zuges ausging. Klar auch, daß
der mächtigste Mann nach Hitler von der Luftbeobachtung über feindliche
Flugzeuge gewarnt wurde, bevor für die Öffentlichkeit Sirenenalarm ausgelöst
wurde. Darüber, daß die Spionage der Alliierten den Aufenthaltsort
Himmlers sehr schnell erkundet hatte und ihre Flugzeuge ihn zu treffen
versuchten, bestand in der Einwohnerschaft Tribergs kein Zweifel. Zustatten
kam Himmlers Sicherheit auch, daß Triberg Lazarettstadt war, also nach
internationalem Recht nicht bombardiert werden durfte. Lazarette waren
im „Löwen", im „Adler", in der „Sonne" und eine Zeitlang im „Schwarzwaldhotel
" eingerichtet. Schließlich wechselte Himmler immer wieder seinen
Aufenthaltsort, er hielt sich auf der Katharinenhöhe bei der Escheck,
die Anfang 1945 auch dem Gauleiter von Baden, Robert Wagner, Unterschlupf
bot, auf. (Ein früherer Furtwanger Einwohner gibt die Reaktion
seines Großvaters wieder: „Wenn das wahr ist, gehe ich mit der Axt hin"),
er benützte einen der Bunker auf der Alexanderschanze im Nördlichen
Schwarzwald, sein Zug wurde auch im Tunnel bei Hattingen (bei Immendingen
) gesehen, im Januar 1945 in Gaggenau. Dort hat ein Triberger Bür-

510


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0510