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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 559
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0559
Lehrerbildung im Kurbad

Adolf Schmid

1941-1947: Turbulente Jahre in Bad Rippoldsau

Im Großherzogtum Baden konnten seit 1904 14-15jährige Volksschulabsolventen
in speziellen „Seminaren" und durch eine sehr straffe 6jährige
Schulung zu Volksschullehrern ausgebildet werden. Der badische Staat der
Weimarer Zeit hat das Problem der Lehrerbildung weiterverfolgt1; ab 1926
hießen diese Spezialschulen „Lehrerbildungsanstalten" (LBA).Sehr entscheidend
waren die Vorbehalte gegen eine Hochschulbildung: „Es ist . . .
ein eigen Ding zu meinen, die akademische Ausbildung allein mache den
Menschen, den Beamten, den Lehrer" - stellte z.B. Adam Remmele, Kultusminister
und starker Mann der SPD fest2. Die Hochschulbildung wurde
von anderer Seite gefordert, denn sie sei „schon aus Gründen der politischsozialen
Konkurrenz mit der Dorfgeistlichkeit notwendig"3. Faktum: Eine
akademische Volksschullehrerbildung sollte es in Baden nicht geben. Aber
auch die LBAs wurden in Baden bald schon wieder geschlossen - zur Sanierung
der Staatsfinanzen und weil angeblich kein Bedarf bestand, die
Schülerzahlen stagnierten. In Freiburg wurde konsequenterweise das alte
„Lehrerseminar" zur Gendarmerieschule umgewandelt.

Ab 1934 war „das Reich" auch für alle schulpolitischen Fragen zuständig -
und bald gab es in der Tat wieder mehr Kinder, also immer mehr Schüler,
auch noch nach Kriegsbeginn. Also brauchte man auch wieder mehr Lehrer
, viele Lehrer sogar. 1941 - in Karlsruhe war nach dem Tode von Otto
Wacker Paul Schmitthenner verantwortlich - wurde ein aktueller Fehlbestand
von 370 Lehrern errechnet, bei einem Klassenteiler von 70 (!); der
Klassenteiler 50 hätte 1370 Lehrer nötig gemacht4.

Ein „Erlaß des Führers" sorgte in ganz Deutschland für die Gründung von
„staatlichen LBAs". An die Zulassungsbedingungen „Abitur und zwei Jahre
Studium", wie sie kurzfristig gegolten hatten, wurde nicht mehr gedacht.
Hitler, für den Lehrer „ein ganz besonders dummes und unselbständiges
geistiges Proletariat" waren5, hielt gar nichts von Hochschulbildung für
Volksschullehrer; für ihn waren begabte und interessierte Hauptschulabsolventen
nach 5jähriger Zusatzausbildung das beste pädagogische „Nachwuchspotential
", die „Jungmannen und Jungmaiden" (sie) vom Land! Und
dieser Vorstellung war auch Hitlers Statthalter im Südwesten, Robert Wagner
, ganz und gar verbunden; und er war „vom Fach", hatte vor 1914 am
Lehrerseminar Heidelberg studiert, allerdings damals noch unter seinem
echten Namen Backfisch.

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