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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 578
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der politischen Isolation beigetragen, in der sich Deutschland nach dem
verlorenen Weltkrieg wiederfand. Nach deutsch-sowjetischen Verhandlungen
schloß er 1922 den Vertrag von Rapallo ab. Dies stieß in rechten Kreisen
auf heftige Ablehnung. Wenige Monate später wurde der jüdische Politiker
von zwei ehemaligen Offizieren ermordet, die der antisemitischrechtsradikalen
„Organisation Consul" angehörten.

Eine Woche nach dieser ersten Sitzung des Stadtrats zu systemkonformen
Straßenbenennungen stimmte der Stadtradt der Umbenennung des Ebert-
platzes und der Ebertstraße in Horst Wessel-Platz beziehungsweise Horst
Wessel-Straße zu. Damit erinnerten die beiden Adressen an den von Goebbels
zum Märtyrer stilisierten, 1930 nach einem Überfall gestorbenen Nationalsozialisten
.

In der gleichen Sitzung schlug der stellvertretende Bürgermeister Wolfram
Rombach vor, die Erzberger- und die Rathenaustraße zusammenzulegen
und den Straßenzug Schlageterstraße zu nennen. Der gebürtige Schwarzwälder
Albert Leo Schlageter hatte sich 1923 an Sabotageaktionen gegen
die französische Besatzung im Ruhrgebiet beteiligt und war von einem
französischen Kriegsgericht zum Tod verurteilt und hingerichtet worden.
In Freiburg benannte man eine ganze Kaserne nach ihm - 1945 in Vauban-
kaserne umbenannt.

Schwieriger gestaltete sich in Offenburg die Suche nach einem neuen Namen
für die Republikstraße. Rombach hatte die Rückbenennung in „Am
Kinzigdorf' vorgeschlagen. Aber schon kurz darauf ging bei der Stadt ein
Schreiben ein, in dem Geschäftsleute aus der entsprechenden Straße um eine
andere Benennung nachsuchten. Der Name Republikstraße sei „nicht
mehr zeitgemäß unserer nationalen Erhebung". „Mit deutschem Gruß und
Heil Hitler" empfahlen die Geschäftsleute Robert Wagner. Dieser war als
Reichstatthalter in Baden verlängerter Arm der Reichsregierung. Wie fast
alle Reichsstatthalter war er gleichzeitig NSDAP-Gauleiter und als solcher
dann 1940 an der Deportation von über 6000 Juden beteiligt.

Die Stadt beschied den Vorschlag der Anwohner der ehemaligen Republikstraße
ablehnend. Damit war die Sache aber keineswegs erledigt. Noch
über ein Jahr später, im November 1934, hieß die Straße „Am Kinzigdorf".
Das störte den Badischen Revisions-Verein: Der Name sei völlig unlogisch
- wer die Straße suche, vermute sie an der Kinzig und keineswegs am
Bahnhof.

Immer wieder erreichten die Stadt ähnliche Beschwerden. Daraufhin bat
Rombach, inzwischen Oberbürgermeister, den Schriftführer des Histori-

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