Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 586
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0586
wie sie heute ist. Letzteres zog jedoch diverse Schwierigkeiten nach sich:
Die in Offenburg einquartierten Menschen irrten mit ihren Bündeln durch
die Wilhelmstraße. Die Hausnummern stimmten nicht mehr, weil sie zwischendurch
teilweise zur Otto-Wacker-Straße gemacht worden war.

Im Januar 1946 mischten sich die Anwohner der Vogesenstraße (1936 mit
Blick auf das von den Nazis begehrte Elsaß so benannt) ein: Sie wollten ihre
Straße Otto Schneider widmen, der in der Vogesenstraße gewohnt hatte.
Schneider war 1932 in Offenburg Stadtrat für die KPD gewesen, ab 1933
mehrfach verhaftet und mißhandelt worden. Nach dem 20. Juli 1944 hatten
die Nationalsozialisten ihn abermals verhaftet. Zuerst war er in das elsässi-
sche KZ Struthof, dann nach Mauthausen gekommen. Von dort war er
nicht zurückgekehrt.

Mit zahlreichen Unterschriften versehen, traf das Schreiben beim Bürgermeisteramt
ein. Die Stadt erkundigte sich daraufhin nach weiteren Offen-
burgern, die „aus politischen Gründen" im KZ umgebracht worden waren.
Das Einwohnermeldeamt nannte in einem Antwortschreiben neben Schneider
fünf weitere Namen - mit dem Hinweis, daß es sicher noch mehr Betroffene
gegeben habe. In einer Stadtratssitzung wandte Stadtrat Frey gegen
entsprechende Umbenennungen ein: Er habe im „englischen Sender"
gehört, 80% aller KZ-Insassen seien Kriminelle gewesen. Die Entscheidung
wurde daraufhin im März 1946 vertagt, im Oktober des gleichen Jahres
nochmals, und bis heute heißt in Offenburg keine Straße nach Otto
Schneider.

Zum Weiterlesen: Volker Ilgen, ,Ein sichtbares Zeichen zum Gedächtnis
der Helden errichten', in: Christian Geinitz u. a., Kriegsgedenken in Freiburg
, Freiburg 1995.

586


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0586