Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 587
(PDF, 127 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0587
Vom Klosterwein zum Diplomatentropfen
800 Jahre Weinbau im Renchtal

Heinz G. Huber

So tauget auch der Wein nicht allein, die Gesunden zu erhalten, die Matten
zu kräftigen, die Müden zu erquicken, die Durstigen zu laben, ja die ganz
hinfälligen, gleichsam halbtoten Menschen wieder zu erfrischen und sie
sozusagen wieder ganz lebendig zu machen; sondern er macht die Betrübten
fröhlich, Schwermütige leichtsinnig, die Verzagten kühn, die Armen
reich und die Knechte zu Herren; denn des Armen Mut wird in eines Reichen
Mut, des Knechtes aber in eines Herren Sinn verwandelt, also er seine
Dienstbarkeit und das Elend seines Standes vergißt.

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Satyrischer Pilgram

In Verbindung mit dem 800jährigen Gründungsjubiläum des Prämonstra-
tenserklosters Allerheiligen wurde im vergangenen Jahr auch mit verschiedenen
Veranstaltungen der 800jährigen Weinbautradition im Renchtal gedacht
. In der Gründungsurkunde ist erwähnt, daß die Klosterstifterin Uta
von Schauenburg den Chorherren in Ellisweiler (Lautenbach-Winterbach)
ein Stück Reutfeld schenkte, um darauf einen Weinberg anzulegen1. Dieser
Urkundeneintrag ist das einzige Dokument vor 1200, das Weinbau im
Renchtal bezeugt. Erst 1275 findet sich im Vergleich zwischen Heinrich
von Fürstenberg und dem Kloster Allerheiligen wegen des Nußbacher Hofes
und des damit verbundenen Patronatsrechts wieder ein Eintrag, der
Weinbau belegt. Der Fürstenberger überließ den Rebehof dem Kloster Allerheiligen2
. Größere Bedeutung erlangt der Weinbau erst im 14. Jahrhundert
, als auf gerodetem Land in Herztal3, Bottenau4, Butschbach, Hesselbach
und Tiergarten5 großflächige Rebberge entstehen.

Damit stellt sich die Frage, warum der Weinbau im Renchtal relativ spät
sich verbreitete. In neueren Arbeiten6 wird darauf hingewiesen, daß es in
der Römerzeit keinen Beweis für Weinbau rechts des Rheins gibt. Bei der
Reichsteilung von Verdun 843 wurde festgestellt, daß rechts des Rheins
kein Weinbau betrieben wurde. Die Sichtung der Urkunden ergibt, daß
auch diese Aussage eingeschränkt werden muß: In Südbaden sind vor 900
schon 41 weinbaubetreibende Orte belegt7. Alleine zu kultischen Zwecken
wurden größere Mengen von Wein benötigt, da der Laienkelch noch bestand
. Während am Oberrhein sich der Weinbau nach dem Jahr 1000 ausbreitete
, fand er im Renchtal in größerem Umfang erst im Spätmittelalter
Eingang.

587


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1997/0587