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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 593
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Damit sich die Kirschbaumkulturen noch weiter ausbreiteten, hatte jeder
Rebmann darüber hinaus noch zwei junge Kirschbäume jährlich zur Verfügung
zu stellen. Ein wichtiger Bestandteil der Rebhöfe waren auch die
Kopfweidenkulturen, die zum Anbinden der Reben benötigt wurden. Was
von den Weiden nicht gebraucht wurde, sollte in Oberkirch abgeliefert
werden.

Nicht nur als Grundherr, sondern noch mehr in seiner Eigenschaft als
Zehntherr profitierte Allerheiligen von der Ausdehnung des Weinbaus.
Durch die Übertragung des Nußbacher Patronatsrechts durch Uta von
Schauenburg hatte Allerheiligen auch das Recht erhalten, die Zehnten einzuziehen
. Da allerdings dieses Recht auf einer „dinglichen Grundlage",
dem Besitz des Nußbacher Hofes beruhte, dessen Bestandteile sich in den
Händen der Zähringererben befanden, mußte Allerheiligen über ein Jahrhundert
lang um das Nußbacher Kirchenpatronat kämpfen23. Darüber hinaus
war strittig, ob ein Anspruch auf den Zehnten auf Allodial- und Rodungsland
bestand. Allerheiligen konnte sich den rechtlichen Anspruch
durch den Erwerb des Nußbacher Hofes sichern, mußte aber Abstriche machen
. So fielen im Meisenbühler Zehntdistrikt Allerheiligen nur zwei Drittel
des Getreide- und Weinzehnten zu, ein Drittel aber den Markgrafen von
Baden26. Aus den Zehnterträgen mußten die Kosten für die Seelsorgetätigkeit
, für die Unterhaltung von Chor und Turm der Pfarrkirchen sowie für
karitative Zwecke bestritten werden.

Der Einzug des Weinzehnten gestaltete sich während des 30jährigen Krieges
für Allerheiligen schwierig. Im Oktober 1641 vermerkt Propst Norbert
Hodapp in seinen Aufzeichnungen27, daß die Winzer in Wolfhag und anderswo
endlich wieder korrekt den Weinzehnten abgeliefert hätten. Bislang
sei nur der 12. oder 13. Teil des Weines abgeliefert worden. Die Zehntknechte
seien „so liederlich" gewesen, daß sie keine Abgabe erhoben hätten
, wenn sich der Ernteertrag nur auf fünf Ohm belaufen hätte. Im folgenden
Jahr 1642 wurde durch die Anzeige einiger Bauern beim Oberamt
Oberkirch ein Zehntbetrug in Ödsbach publik. Die Zehntknechte hätten nur
den 20. erhoben und darüber hinaus auch Zehntwein unterschlagen. Im
Herbst dieses Jahres ließ Hodapp die Zehntabgaben scharf kontrollieren,
denn viele wollten statt des Realzehnten nur den zehnten Ohm abliefern:

Hoc autumni tempore hat man v/7 streit gehabt wegen des zehendes. Midti
noluerunt decimam partem, sed tantum decimam ohmam. Item haben et-
lich vmb 2 bis in 3 1/2 ohmen betrogen, seindt aber alle zu ihrer Schuldigkeit
getrieben worden. Sonderlich haben die Zehntknecht betrogen. Item
dubito, ob nit die mundbotten mehr wein auff ihre Hölzer geschnitten, als
ich empfangen28.

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