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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 637
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Unser jüdisches Erbe und wir

Vortrag zum 20jährigen Bestehen des Deutsch-Israelischen
Arbeitskreises in Ettenheim am 9. November 1994. Es stand
unter dem Motto „Erinnern und Begegnen".

Die jüdischen Gemeinden aus Straßburg und Kolmar waren
durch je eine Delegation vertreten.

Hans Joachim Fliedner

(Vorbemerkung: In Ihren ausgedruckten Programmen finden Sie als Thema
meines Vortrages „Wir und unsere jüdische Geschichte in der Ortenau".
Bei der Vorbereitung auf dieses Thema wurde mir klar, daß ich es abwandeln
müsse zu dem Thema „Unser jüdisches Erbe und wir". Nur das Wort
„Erbe" wird an diesem Datum in diesem Zusammenhang dem gerecht, womit
wir uns auseinandersetzen. „ Geschichte" ist zu sehr Interpretationsund
Betrachtungssache. Sie wird gar von Theodor Lessing in einem brillanten
Essay als „Sinngebung des Sinnlosen" bezeichnet. Das Erbe hat etwas
Verbindendes; man kann es annehmen oder ausschlagen. Wir, die Mitglieder
des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises, wollen es annehmen.)

Unsere Zusammenkunft findet am 9. November statt - an einem Tag also,
als weithin, für jedermann sichtbar, jüdisches Erbe, darunter die Gotteshäuser
, demoliert und verbrannt wurden.

Der Vorstand des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises hat dieses symbolträchtige
Datum für seine Veranstaltung gewählt. Und so bleibt im Hinblick
auf dieses Datum zunächst nur übrig, in Entsetzen vor dem, was damals
angerichtet wurde, zu schweigen.

Wenn wir uns aber zum 56. Jahrestag jener Ereignisse hier zusammenfinden
, so darf dieses Schweigen nicht das letzte Wort sein. Dies lehrt uns der
Rabbiner Leo Baeck. Er war die repräsentative Figur des deutschen Judentums
zur Zeit des Nationalsozialismus und danach. In seiner Rede zum 15.
Gedenken an die Novemberpogrome aus dem Jahr 1953 sagt er:

Der Mensch, der einzelne wie das Volk, kann und soll neu beginnen
zu jeder Zeit. Die Kraft der Umkehr zu Gott ist in jeden Menschen
hineingelegt, und vor jedem öffnet sich der Weg des Ewigen. Aus der
Zerstörung hervor spricht diese Mahnung, die zugleich die Hoffnung
ist, damit dem Ewigen; denn durch das Dunkel bricht das Licht
hervor.

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