Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
77. Jahresband.1997
Seite: 645
(PDF, 127 MB)
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zum Beispiel: unsere Äußerungen müssen im Geiste Lessings, den nicht
nur Ludwig Frank, sondern das gesamte deutsche Judentum und das liberale
Deutschland so hoch verehrten, erfolgen. Denn hier führt uns wirklich
der „große Reformator" weiter, in dessen Geist wir (so sagte es der junge
Ludwig Frank) ganz aufgehen sollen. In seiner Ringparabel in „Nathan der
Weise" hat er den Streit von Juden, Muselmanen und Christen um das Erbe
eines geistigen Gutes dargestellt und sagt den dreien:

„Es eifre jeder seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe
nach . . . Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster
Ergebenheit in Gott..."

Und wenn wir dies gemeinsam in diesem Geiste tun, glaube ich, haben wir
die richtige Einstellung zum jüdischen Erbe, welches uns nach der Shoa
geblieben ist.

Nachtrag

Die hier wiedergegebenen Gedanken „Unser jüdisches Erbe und wir" haben
einen für mich genau datierbaren Ursprung.

Mitte der 70er Jahre besuchte ich die Nationalbibliothek in Jerusalem, um
im Buber-Archiv einige Schriftstücke einzusehen. Es wurde gerade eine
liebevoll zusammengestellte Stefan-Zweig-Ausstellung gezeigt. Sie interessierte
mich sehr. Ich beobachtete auch die zahlreichen jüdischen Studenten
, die diese Ausstellung betrachteten. Sie kamen kurz, warfen einen
Blick in zwei, drei Vitrinen; dann gingen sie wieder. Die Ausstellung zeugte
von einer Zeit, die der ihren so fern war. Die Dokumente waren in einer
Schrift abgefaßt, die für sie (auch gedruckt - Fraktur -) gar nicht oder nur
mit Mühe zu entziffern war. Dazu waren die Dokumente in einer Sprache
abgefaßt, die, wenn überhaupt, nur einige wenige in ausreichendem Maße
verstehen konnten. Die kurzen Erklärungen in Iwrit konnten keinen Eindruck
vom Umfeld und der Persönlichkeit Zweigs geben. Ein Text, in dem
zum Beispiel Stefan Zweig beschreibt, wie Theodor Herzl im Theater in
Wien Platz nahm, wie ein spöttisches Getuschel anhob „Der König von
Zion ..." - wer von den jungen Studenten hätte ermessen können, was
dieses Umfeld „Theater" damals in Wien, Mannheim oder Berlin gerade
auch für den jüdischen Bevölkerungsteil bedeutete!

Kontakte mit jüdischen Menschen (sowohl älteren aus Deutschland stammenden
wie jüngeren, die heute in Deutschland leben oder als Israelis auf

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